Faeser betonte: «Der Antisemitismus ist ein Feind aller Jüdinnen und Juden und zugleich der Feind aller Demokratinnen und Demokraten in unserem Land.» Seine Bekämpfung müsse allen ein Anliegen sein. «Denn Antisemitismus ist niemals harmlos.» Seit Jahren sei ein kontinuierlicher Anstieg antisemitischer Straftaten zu verzeichnen, sagte die Ministerin. «Ich schäme mich dafür, dass in diesem Land jüdische Kindertagesstätten und Schulen noch immer polizeilich bewacht werden müssen. Wir müssen alles dafür tun, dass das nicht mehr nötig ist.»
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kritisierte, dass jüdisches Leben in Deutschland noch immer bedroht sei. «Deswegen heißt Erinnern an den 9. November auch immer Kämpfen für die Demokratie und gegen Antisemitismus.» Diese Erinnerung sei keine Pflicht und keine Bußübung. Die vielen judenfeindlichen Straftaten und auch der «schlimme Vorfall» bei der jüngsten Documenta in Kassel seien «nicht nur ein Angriff auf jüdisches Leben in unserem Land, sondern auch ein Angriff auf unser Zusammenleben».
Mit Blick auf die Pogromnacht sagte Roth: «Unser Land hat am 9. November 1938 seine Würde verloren.» Es habe Jahrzehnte gedauert, um wieder in den Kreis der zivilisierten Länder aufgenommen zu werden. «Ganz zu allererst verdanken wir dies Israel und unseren jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen.»
Die Erinnerung an die Pogromnacht und an den Holocaust dürfe nicht enden, sagte auch der CDU-Abgeordnete Michael Breilmann. «Erinnern heißt Handeln. Und Handeln ist wichtig. Denn es geht schlicht darum, dass jeder, gleich welcher Religion, in unserem Land sicher und frei leben darf.»
Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) kritisierte, dass Schülerinnen und Schüler oft erstmals im Zusammenhang mit dem Holocaust etwas über Juden erfahren würden. «Über jüdische Kultur, jüdisches Leben in der Geschichte und in unserer Gesellschaft erfahren sie kaum etwas. Und das muss sich dringend ändern.»