Nach Überzeugung von Finanzsenator Stefan Evers muss sich Berlin mehr um den Nachwuchs für die Finanzämter der Hauptstadt bemühen. «Wir stellen fest, dass die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber deutlich zurückgegangen ist», sagte der CDU-Politiker am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Insofern ist der Wettbewerb um die besten Köpfe deutlich härter geworden. Und dabei geht es nicht nur um die Frage des Einstiegs, sondern auch um die, das Personal zu halten.»
Einen Beitrag zur Imagewerbung soll die neue Recruiting-Kampagne «Geht auf uns» unter anderem mit Werbespots und Plakaten leisten, mit der Berlin auf die Vorzüge der Arbeit in der Steuerverwaltung aufmerksam machen will - im Straßenbild und auf diversen Social-Media-Kanälen. Evers kam am Montagnachmittag zu ihrer Vorstellung in ein Finanzamt in Berlin-Tempelhof.
«Es gibt dabei zwei Besonderheiten: Das Eine ist, dass wir reale Arbeitsorte und echte Menschen aus der Berliner Steuerverwaltung zeigen», sagte Evers. «Es sind Mitarbeiter, die aus Überzeugung für das, was sie tun, Gesicht zeigen.»
Beim Casting für die Kampagne habe es mehr als 100 Bewerbungen gegeben. «Dass das Interesse so groß war, zeigt ja, dass es ein spannender Job ist», so der Finanzsenator. «Das andere ist, dass nichts in dieser Stadt möglich wäre, ohne dass diese Arbeit geleistet wird», sagte Evers.
Den Gedanken nimmt auch der zentrale Imagefilm der Kampagne auf, der zeigt, was mit Steuergeldern alles finanziert wird: «Bildung? Geht auf uns! Gesundheitssystem? Geht auf uns! Rettungseinsatz? Geht auf uns!» Das ist nicht übertrieben, wie die Finanzverwaltung betont: Sie setzt nach eigenen Angaben jährlich 40 Milliarden Euro Steuern fest. Von allen Steuerarten bleiben rund 21 Milliarden im Landeshaushalt, aus dem dann neben vielem anderen Schulen, Polizei, Gesundheitswesen, Infrastruktur und Kultur finanziert werden.
Die Arbeit in der Steuerverwaltung sei eine gemeinwohlorientierte Aufgabe. «Ja, sie ist kompliziert, sie ist manchmal ein bisschen trocken. Aber sie ist eine der wichtigsten, die wir im Land haben», sagte der Finanzsenator. «Ohne sie läuft nichts.» Das sei eine der zentralen Aussagen der Kampagne: «Ihr seid die Möglichmacher Berlins.»
Der Fachkräftemangel in der Berliner Verwaltung insgesamt und auch bei den Finanzämtern droht in den kommenden Jahren noch zuzunehmen. Bei den Bewerbungen von Abiturienten hat es der Finanzverwaltung zufolge 2022 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um ein Viertel gegeben. Im Detail gebe es zwar Unterschiede mit Blick auf die Qualifikation.
«Wenn wir um Juristinnen und Juristen konkurrieren, dann ist das schon ein sehr scharfer Wettbewerb», sagte Evers. «Wenn es um andere Laufbahngruppen geht, spüren wir den Rückgang aber auch. Das ist insgesamt eine schwierigere Situation, als die, die wir bisher kannten.»
Besser wird es nicht: Der Senat rechnet mit knapp 40.000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die bis 2031 altersbedingt ausscheiden. Nachwuchs wird deshalb dringend gesucht, am besten schon bald: Für das Einstellungsjahr 2024 schreibt die Berliner Steuerverwaltung vom 1. September an 440 neue Ausbildungs- und Studienplätze aus.
«Hier geht es nicht um die verstaubte Amtsstube, hier geht es nicht um kompliziertes Steuerrecht. Hier geht's am Ende darum, unsere Stadt ans Laufen zu bringen», sagte Evers am Montagnachmittag bei der Vorstellung der neuen Kampagne. «Nichts von all dem, was Berlins Verwaltung leistet, wäre denkbar, ohne dass Steuern festgesetzt würden und das möglichst fair und nach Recht und Gesetz.»