Mehrfach lief die Polizeieinheit mit Schlagstöcken und Pfeffersprayflaschen in den Händen die Straße höchst aggressiv auf und ab. Polizisten besprühten Menschen und stießen sie von der Straße, der Polizeiführer schrie immer wieder: «Runter von der Straße, runter von der Straße.» Erst durch dieses Auftreten wurde die Stimmung, die zuvor entspannt war, wieder aufgeheizt. Es kam zu Sprechchören gegen die Polizei, später warfen Menschen auch ein oder zwei Flaschen in Richtung von Polizisten.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verteidigte den Einsatz: «Sich aber jetzt schon davon ein Bild machen zu können, ist anmaßend, weil niemand sieht, was vorher war und in welchem Kontext sich die Kollegen zu den Maßnahmen entschieden haben.» Die Berliner Polizei wollte sich später äußern.
Insgesamt blieb die Polizei am Dienstag bei ihrem Fazit von einem «erstaunlich friedlichen» Verlauf der früher oft krawallträchtigen Demonstration. «Es deutet sich an, dass es seit 1987 der friedlichste Mai war», hatte ein Polizeisprecher in der Nacht gesagt. Auch Beobachter und Journalisten teilten diese Einschätzung. Bei der Demonstration und danach gab es keine Gewaltausbrüche.
Zwar war die Stimmung zum Teil aggressiv und polizeifeindlich. Aber anders als früher wurde die Polizei nicht angegriffen - auch weil die Gruppen von schwarz gekleideten Linksautonomen eher klein waren und die Polizei sehr stark vertreten war. Zudem endete die Demonstration nahe dem Kottbusser Tor noch im Hellen und die rund 12.000 Teilnehmer verstreuten sich nach einiger Zeit unter den weiteren Tausenden feiernden Menschen in Kreuzberg.
In der Nacht hatte die Polizei neun Festnahmen gemeldet. Die GdP sprach von 70 Festnahmen und 9 verletzten Polizisten. Die endgültigen Zahlen wollten der neue Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik in einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Senats vorstellen.