Die Mülheimer Theatertage laufen vom 13. Mai bis zum 3. Juni. Alle Stücke werden in Mülheim live aufgeführt, der Vorverkauf hat begonnen. Am Ende entscheidet eine Jury. Zusätzlich zum Erwachsenen-Wettbewerb gibt es einen ebenfalls mit 15 000 Euro dotierten Kinderstücke-Wettbewerb. Insgesamt hatten die beiden Auswahlgremien rund 200 aktuell uraufgeführte deutschsprachige Werke gelesen und verglichen.
Ben Yishais Ende 2022 uraufgeführtes Stück (Maxim Gorki Theater, Berlin) liefere unter dem Titel «Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)» eine «radikalstmögliche Nabelschau-Kritik», sagte Wahl. Wie berechtigt sei der moralische Zeigefinger am Theater, wenn sich Schauspieler backstage auspressen und von manischen Regisseuren herumkommandieren ließen, beschrieb sie den Kernkonflikt des Stücks.
Das Jelinek-Stück «Angabe der Person» (Deutsches Theater Berlin) wurde nach Wahls Schilderung von einem Steuerermittlungsverfahren inspiriert. Jelinek werfe in dem Text einen sehr persönlichen Rückblick auf ihre Lebenslaufbahn und erzähle dabei erstmals die Geschichte des jüdischen Teils ihrer Familie.
Zu den weiteren nominierten Stücken zählen «Etwas Besseres als den Tod finden wir überall» von Martin Heckmanns (Staatstheater Kassel), «Die Kunst der Wunde» (Katja Brunner, Schauspiel Leipzig), «Die Katze Eleonore» (Caren Jeß, Staatsschauspiel Dresden), «Der Triumph der Waldrebe in Europa» (Clemens J. Setz, Schauspiel Stuttgart) und «Sistas!» (Glossy Pain, Volksbühne Rosa-Luxemburg-Platz Berlin).
René Polleschs Stück «Geht es Dir gut?» (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin) wurde ebenfalls nominiert, kann aber aus technischen Gründen in Mülheim nicht aufgeführt werden und ist damit nicht Teil des Wettbewerbs. In dem Stück fahre ein Taxi auf die Bühne und eine Rakete starte und lande. Das sei in Mülheim nicht machbar gewesen, sagte Wahl.