Sandro Schwarz hofft auf den Wendepunkt. Hertha BSC braucht ihn, dringend. Der 1. FC Union hingegen gar nicht. Nicht im Entferntesten. «Das Derby kommt genau zum richtigen Zeitpunkt», meint Hertha-Coach Schwarz. Seine Begründung: «Du hast die Chance, die Stimmungslage zu drehen.» Und das ist einer der (vielen) Aspekte, die mittlerweile kaum gegensätzlicher sein könnten, wenn Hertha im Westen der Hauptstadt die Unioner aus dem Osten Berlins an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) zum nächsten Derby empfangen.
Konstanz in Köpenick
Wenn Urs Fischer das Olympiastadion des Stadtrivalen betritt, wird es sein 1672. Arbeitstag als Cheftrainer der Eisernen aus Köpenick sein. Am 1. Juli 2018 begann die Zusammenarbeit. Erstmaliger Aufstieg, 11. Platz in der ersten Saison, Verbleib vorzeitig gesichert. 7. Platz, 5. Platz und nun: Ganz vorn dabei. Nach der besten Hinrunde in der Vereinsgeschichte spielt Union um die Meisterschaft und die Champions-League-Ränge mit - auch wenn das bis zum Erreichen der 40 Punkte und dem damit mal wieder erfolgreichen Kampf gegen den Abstieg in Köpenick kein offizielles Thema ist.
Fischer bekommt es immer wieder hin, die Eigenheiten der Eisernen auch den Neuankömmlingen, von denen es nicht wenige gab, zu vermitteln. Die Mannschaft hat ein Gesicht, sie hat Charakter - beides entwickelt und geformt seit Jahren. Und egal wie gut es läuft, und das war ja die meiste Zeit der Fall, bleibt Fischer sich treu. Ein Ziel nach dem anderen abhaken, keine Träumereien.
Der Trainerverschleiß der Hertha
Als Fischer den Posten bei Union übernahm, saß bei der Hertha Pál Dárdai auf dem Trainerstuhl. Die Hertha-Ikone schaffte es dann noch bis zum 30. Juni 2019. Seitdem haben sieben weitere Trainer neben einem weiteren Engagement von Dárdai versucht, die Hertha sportlich auf Kurs zu kriegen, der den Ansprüchen des Clubs gerecht werden soll. Seit dem Sommer 2022 ist es Schwarz. Der 44-Jährige wurde von Fredi Bobic geholt, der sich am Ende auch an dem, was sportlich rauskommt, auf seinem Posten als Hertha-Geschäftsführer messen lassen muss. «Ganz großes Vertrauen» habe er in Schwarz, betonte Bobic jüngst nach dem 0:5-Debakel beim VfL Wolfsburg und der zweiten Pleite im zweiten Spiel im neuen Jahr und erklärte seine Haltung zu Schwarz: «Weil er absolut und nicht mal ansatzweise zur Diskussion steht. Ich sehe, wie er arbeitet und was er macht.»
Zahlen-Gegensätze
Union Berlin hat in dieser Saison die beste Halbserie der Vereinsgeschichte in der Fußball-Bundesliga hingelegt. 33 Punkte aus 17 Spielen holte der Club, 10 Siege, darunter der im Stadtderby gleich zum Saisonauftakt, drei Unentschieden, vier Niederlagen.
Hertha BSC steht noch schlechter vor dem Rückrundenstart da, als in der vergangenen Saison, in der sich der Verein erst in der Relegation vor dem Abstieg rettete. 14 Punkte holte Hertha nur. Drei Siege sprangen heraus, fünf Remis und satte neun Niederlagen, gegenüber sechs Siegen, drei Unentschieden und acht Niederlagen in der vergangenen Spielzeit (21 Punkte).