Bischof steht trotz Rückschlags weiter zum Synodalen Weg

Die deutschen Katholiken sind weiter auf Reformkurs - trotz harscher Kritik des Vatikans und Blockierern in der eigenen Reihe. Der Würzburger Bischof spricht mit Blick auf das neue Arbeitsrecht von fundamentalen Veränderungen - Nachbesserungen nicht ausgeschlossen.
Franz Jung steht im Innenhof des Bischofshauses. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Trotz der Blockade reformskeptischer Bischöfe bei einer Abstimmung zur Sexualmoral der katholischen Kirche hat der Synodale Weg für den Würzburger Bischof eine Zukunft. «Wir bearbeiten und beschließen dort Themen, die für die katholische Kirche in Deutschland von Bedeutung sind, wie beispielsweise jetzt die Erneuerung der Grundordnung des kirchlichen Dienstes», sagte Franz Jung der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei aber von Beginn an klar gewesen, dass der Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland in den großen theologischen Fragestellungen nur Vorlagen erarbeiten könne, «um sie dann in die Beratungen auf der Ebene der Weltkirche einzubringen. Dazu zählen die Fragen nach den sakramentalen Ämtern für Frauen, nach einer Neubewertung menschlicher Sexualität und nach einem Überdenken der priesterlichen Lebensform.»

Der Synodale Weg will Veränderungen erreichen in der Sexualmoral, bei der Rolle von Frauen in der Kirche, beim Umgang mit Macht und beim Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden von Missbrauchsskandalen.

Im vergangenen September war bei der Synodalversammlung aus Bischöfen, Priestern, kirchlichen Mitarbeitern und zahlreichen Laienvertretern überraschend ein grundlegender Text zur kirchlichen Sexualmoral bei der Abstimmung gescheitert - die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe fehlte.

Jung sieht dafür mehrere Gründe. «Die einen sahen sich aufgrund des Gehorsamsversprechens nicht in der Lage, einem Text zuzustimmen, der von der offiziellen Lehre der Kirche abweicht», sagte er. «Andere waren mit dem Vorhaben der Neubewertung menschlicher Sexualität im Ganzen nicht einverstanden.» Wieder anderen seien einige Punkte noch zu unklar gewesen, etwa die Weitung der herkömmlichen Geschlechterrollen männlich und weiblich in etwas dazwischen.

Im Juli hatte der Vatikan den deutschen Glaubensbrüdern und -schwestern in einer harschen Stellungnahme mitgeteilt, dass der Synodale Weg «nicht befugt» sei, neue Formen der Leitung und eine neue Ausrichtung der katholischen Lehre und Moral zu entwickeln. Kritiker des Synodalen Wegs sagen, seit dieser Klarstellung sei endgültig offenkundig, dass die Reformbemühungen reine Augenwischerei seien.

Im kürzlich beschlossenen moderneren Arbeitsrecht für kirchliche Beschäftigte sieht der Würzburger Bischof einen Perspektivwechsel «weg von der Orientierung an der Person und ihrer persönlichen Lebensführung hin zur Loyalität gegenüber der Institution und ihren Zielen wurde die Grundordnung fundamental verändert». Das Bistum will das neue Arbeitsrecht im ersten Quartal 2023 umsetzen. «Nach Ablauf von fünf Jahren soll die erneuerte Grundordnung evaluiert werden», sagte Jung. «Bis dahin wird man sehen, ob die Grundordnung sich bewährt hat oder tatsächlich der Nachbesserung bedarf.»

Bisher drohte Mitarbeitern der katholischen Kirche die Kündigung, wenn sie zum Beispiel gleichgeschlechtlich heiraten, aber auch bei einer zweiten Heirat nach einer Scheidung. Die beschlossenen Lockerungen gehen Kritikern allerdings nicht weit genug.

Würzburg ist eines von sieben Bistümern in Bayern und liegt im Norden des Freistaats. Es gehört zur Kirchenprovinz der Erzdiözese Bamberg. Etwa 690.000 der rund 1,3 Millionen Einwohner, die auf dem Gebiet des Bistums leben, sind Katholiken.

© dpa
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