Auf den Schultern ihres Teams fühlte sich die jubelnde Kira Weidle in St. Moritz sichtlich wohl. Mit einem breiten Grinsen und hochgerissenen Armen zelebrierte die deutsche Skirennfahrerin nach ernüchternden Wochen ihren dritten Platz in der Abfahrt ausgelassen. «Unglaublich stolz und glücklich», beschrieb die Starnbergerin ihre Gefühlslage nach dem fünften Weltcup-Podest ihrer Karriere. Ein Sieg fehlt der WM-Zweiten weiterhin. Doch wer soll an Ausnahmeathletin Sofia Goggia vorbeikommen?
Mit gebrochener und blutiger Hand stürzte sich die Italienerin am Samstag, nur wenige Stunden nach ihrer Operation, den Hang hinunter und demonstrierte einen gewohnt wilden Ritt im Goggia-Style. Nur das Klebeband um den Handschuh, das den Skistock fixierte, erinnerte an Goggias Verletzung vom Vortag. «Manchmal denke ich, mein Leben ist wie ein Film», sagte die Italienerin. Dann fiel sie ihrer guten Freundin Weidle in die Arme.
So viel Einsatz nötigte auch IOC-Präsident Thomas Bach Respekt ab. Er gratulierte der Italienerin per Twitter zu ihrer «unglaublichen Leistung mit gebrochener Hand», nannte sie «einen wahren Champion» und wünschte ihr eine schnelle Genesung für ihre Hand.
Unterdessen blieb die deutsche Herren-Riege hinter den Erwartungen zurück. Andreas Schmid war als Achter beim Riesenslalom-Weltcup im italienischen Alta Badia bester DSV-Athlet, vergab aber als Vierter des ersten Durchgangs eine mögliche Podestplatzierung. «Nach der Ausgangssituation im ersten Durchgang bin ich doch wie immer etwas enttäuscht», gab der 28-jährige Oberstdorfer zu, der zuletzt mit Schulterproblemen und einer Grippe zu kämpfen hatte.
Die Norweger Lucas Braathen und Henrik Kristoffersen als Erster und Zweiter beendeten derweil die Siegesserie von Marco Odermatt. Der Schweizer hatte die beiden bisherigen Riesenslaloms gewonnen und landete auf der Gran Risa nach einer Aufholjagd auf dem dritten Rang. Während Fabian Gratz, Anton Grammel und Julian Rauchfuß den zweiten Durchgang verpassten, war Stefan Luitz zweitbester Läufer des Deutschen Skiverbandes (DSV). Als 18. des ersten Durchgangs verlor er am Ende wegen eines Fahrfehlers noch zehn Plätze, sammelte als 28. aber seine ersten Weltcup-Punkte der Saison. «Es war einfach eine kleine Unkonzentriertheit», sagte der 30-Jährige.
An diesem Montag (10.00 Uhr/13.30 Uhr) findet in Alta Badia ein weiterer Riesentorlauf statt. «Ich freue mich auf morgen, weil ich weiß, was ich zu tun habe. Der Schnee ist mega cool und mega lässig, es macht unheimlich viel Spaß, Ski zu fahren. Und der Hang liegt mir auch», meinte Schmid, der im vorigen Jahr als Dritter seinen bislang einzigen Weltcup-Podestplatz im Riesenslalom gefeiert hatte.
In St. Moritz hatte Kira Weidle einen Tag nach ihrem dritten Rang in der Abfahrt die nächste Top-Platzierung erwartungsgemäß verpasst. In ihrer schwächeren Speed-Disziplin fuhr die Starnbergerin am Sonntag im Super-G kurz an einem Tor vorbei und schied aus. Den Sieg holte sich Mikaela Shiffrin, die mit ihrem 77. Weltcup-Triumph dem Allzeit-Rekord von Speed-Legende Lindsey Vonn immer näher kommt. Fünf Siege fehlen der 27-Jährigen noch, um in der ewigen Bestenliste mit ihrer Landsfrau gleichzuziehen. Bei den Männern liegt der frühere schwedische Technikspezialist Ingemar Stenmark mit 86 Weltcup-Siegen vorne.