Krisen belasten Winzer: Zehn Prozent höhere Preise möglich

Flaschenkrise, Energiekrise, Klimakrise: Auch beim Blick in die fränkischen Weinberge werden sich die weltweiten Probleme zeigen, befürchtet der Weinbaupräsident. Und an der Kasse.
Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes, steht im Keller seines Weingutes. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Glasmangel, höhere Strompreise, keine Fachkräfte: Der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands geht davon aus, dass die Winzer künftig aus Spargründen nicht mehr alle Rebflächen bestellen werden. «Ich habe mit Winzern gesprochen, die sagen, wir werden uns verkleinern. Wir kriegen auch keine Arbeitskräfte mehr - wer soll es denn machen?», sagte Artur Steinmann in Sommerhausen bei Würzburg. «Ich glaube, wir werden eine lückenhaftere Kulturlandschaft bekommen. Es kann sein, dass nicht jeder Weinberg, der angelegt ist, bewirtschaftet wird.» Vom Kellermeister über den Betriebsleiter bis zum Schlepperfahrer fehle es überall.

Steinmann steht seit 2009 an der Verbandsspitze. Der Weinbauverband ist die berufsständische Vertretung der fränkischen Winzerinnen und Winzer. Die Organisation wurde 1836 gegründet. Franken ist mit 99 Prozent der mehr als 6400 Hektar Anbaufläche das wichtigste Weinanbaugebiet in Bayern, bestockt sind derzeit etwa 6000 Hektar. Es gibt rund 2400 Winzer.

«Es ist der Mix aus den verschiedenen Preissteigerungen», erklärte Steinmann. «Flaschen sind erheblich teurer geworden, die Kartonagen, die Etiketten, der Dünger, der Diesel für die Schlepper. Das in Summe gibt am Ende eine Mehrbelastung, die man gar nicht an die Verbraucher weitergeben kann.» Die Löhne seien auch gestiegen.

Die Winzer hätten mindestens 20 Prozent höhere Kosten als im vergangenen Jahr. «In der Größenordnung lässt sich das nicht weitergeben. Da bleibt einiges bei uns hängen», so der Verbandspräsident. Er rechnet damit, dass der Wein etwa 10 Prozent teurer werden wird.

Bei Weinen, die im Handel mehr als 5 Euro kosten, hielten sich die Käufer schon viele Jahre zurück. «Im Discounter werden 70 Prozent der Weine unter 2 Euro die Flasche verkauft. Das ist ein enormer Druck auf die Winzer.»

Hinzu komme der seit Jahren herrschende Glasmangel, der durch den Krieg in der Ukraine noch verstärkt worden sei. «Im neuen Jahr wird die Preiserhöhung für Weinflaschen zweistellig sein», sagte Steinmann, 10 bis 25 Prozent seien denkbar. Für einen Bocksbeutel habe der Winter bisher etwa 50 Cent gezahlt, für die anderen Flaschenformen 20 bis 25 Cent. «Wenn ich 100.000 oder eine Million Flaschen brauche, dann kommt da schon ein ganz schöner Betrag zusammen.» Wegen Lieferschwierigkeiten bestellten manche Winzer auch mehr Flaschen als nötig und lagerten sie ein.

© dpa
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