Schlösserverwaltungen: Lösungen für klimageschädigte Parks

Wenn immer häufiger ein uralter Baumriese am Boden liegt, merken auch unbedarfte Parkbesucher, dass etwas nicht in Ordnung ist: Der Klimawandel ist in den historischen Parks und Gärten in Deutschland schon sichtbar. Experten haben große Sorge, aber auch Hoffnung.
Geschädigte Stieleichen
Die Aufnahme zeigt stark geschädigte alte Stieleichen am Oberen See im Park Schönbusch in Aschaffenburg. © Jost Albert/Schlösserverwaltung /dpa

Der Klimawandel bedroht bundesweit die historischen Parks und Gärten - die deutschen Schlösserverwaltungen arbeiten deshalb gemeinsam an Strategien, wie das prägende Erscheinungsbild der repräsentativen Anlagen erhalten werden kann. Lokale Wetterereignisse wie Starkregen und Stürme, aber auch langfristige Entwicklungen wie Trockenheit und Pflanzenschädlinge setzten den Gehölzen massiv zu, schilderte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Bernd Schreiber, am Donnerstag in München.

Im Mittelpunkt der Sorge stehen die meist sehr alten, oft in Sichtachsen arrangierten, auffälligen Großbäume, die besonders anfällig für die Folgen der Klimaerwärmung sind. «Seit 2018 sind sehr, sehr viele, in manchen Parks Hunderte Großbäume abgestorben», sagte Andreas Roloff von der Technischen Universität Dresden. «Es wird sich was verändern, es werden viele Bäume nicht gehalten werden können, das ist irreversibel», bestätigte auch Cord Panning von der Stiftung Fürst-Pückler-Park im sächsischen Bad Muskau.

Ihre Hoffnung setzen die Fachleute in natürliche Verjüngung, also Jungbäume, die im Gegensatz zu ihren gepflanzten Pendants durch herabgefallene oder angeflogene Samen an einem Standort aufwachsen. Sie sind nachweisbar anpassungsfähiger und erreichen etwa im Gegensatz zu ihren älteren «Vorgängern» mit ihren Wurzeln auch inzwischen abgesunkenes Grundwasser. «Eine der Gretchenfragen ist dabei, ob die Anpassung schneller ist als der Klimawandel», zeigte Schreiber die Grenzen des Lichtblicks auf.

Zwar sind die Folgen noch nicht in allen Regionen Deutschlands gleich gravierend, schilderte Schreiber, der auch Präsident der bayerischen Schlösserverwaltung mit Sitz in München ist. «Während in Brandenburg/Potsdam schon die Hälfte aller Großbäume geschädigt ist, haben wir hier in Südbayern, im Nordstau der Alpen, noch vergleichsweise glimpfliche Probleme. In Franken sieht es da schon anders aus.»

In einem gemeinsamen Projekt sollen deshalb gemeinsam mit Wissenschaftlern die 80 Einzelprojekte der Schlösserverwaltungen gebündelt werden, in denen seit einigen Jahren schon neue Ansätze erprobt werden. Ziel sind fundierte Handlungsstrategien zur Anpassung der repräsentativen Gärten an den Klimawandel.

«Wir haben durchaus Handlungsmöglichkeiten und Werkzeuge, um unsere Gärten zu schützen und - hoffentlich, sage ich - zukunftsfähig zu machen», resümierte Schreiber den Austausch der Experten, die sich in München zu einer zweitägigen Fachtagung trafen. «Nicht die Temperatur allein ist entscheidend, sondern auch die Einflüsse von Boden, Wasser und Pflanzen.» Nötig sei eine individuelle, auf den jeweiligen Standort bezogene Vorgehensweise.

Dabei seien viel Wissen, Personal und Finanzmitteln nötig, um einen Standort und eine Pflanze zu halten, betonte Michael Rohde von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Kulturgüter genauso viel Kohlenstoffdioxid binden wie Wälder und ein Hort der Artenvielfalt seien. Allerdings erhielten die mehr als 150 ehemals fürstlichen Parks in Deutschland, die jedes Jahr zig Millionen Besucher anzögen, noch nicht die dringend benötigen Geldmittel durch die Politik. «Die Botschaft ist, dass wir dringend Hilfe brauchen.»

© dpa
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