Tödliche Schüsse in Nürnberg: Zugriff nach Fahndung

Ein 30 Jahre alter Mann wird auf offener Straße erschossen, ein weiterer schwer verletzt. Die Polizei fahndet Monate lang. Nach dem Zugriff in Italien soll der mutmaßliche Täter nun nach Deutschland kommen.
Eine Statue der Justitia hält eine Waage und ein Schwert in der Hand. © Arne Dedert/dpa/Symbolbild

In der Nürnberger Innenstadt tobte das Leben, als die tödlichen Schüsse fielen. Menschen standen vor Cafés und Schnellrestaurants an diesem Oktoberabend, aßen, tranken, unterhielten sich. Wer die Schüsse abgegeben hatte, wussten die Ermittler schon am Tatabend. Ein gutes Vierteljahr dauerte es aber, bis der mutmaßliche Todesschütze hinter Schloss und Riegel gebracht werden konnte. Am Donnerstag vergangener Woche drang ein Spezialeinsatzkommando in ein Zimmer des Hotels Londres im italienischen Adriaort Rimini ein. Der mutmaßliche Täter schlief zu dem Zeitpunkt - inzwischen sitzt er in einem italienischen Gefängnis.

Bei der Auseinandersetzung in Nürnberg starb ein 30 Jahre alter Mann - er war im Begriff, Vater zu werden. Ein 35-Jähriger wurde von den Schüssen schwer verletzt. Er sei «von der Tat gezeichnet», sagte der Leiter der von der Polizei eingerichteten Sonderkommission, Alexander Berthold, am Montag. Das Trio kannte sich. Flüchtige Begegnungen zwischen dem 35-Jährigen und dem mutmaßlichen Schützen hatte es offenbar schon in der Türkei gegeben. Der mutmaßliche Täter habe einen Vertrieb für Tabak- und Shishaprodukte aufziehen wollen - die beiden Opfer hätten mit ihm in geschäftlicher Beziehung gestanden.

Berthold und seine Leute hatten den 28-Jährigen, der wie auch der 35-Jährige erst Monate vor der Tat aus der Ukraine nach Deutschland eingereist war, schnell identifizieren können. Eine Videokamera in der Nürnberger Südstadt hatte alles aufgezeichnet. Handy-Kontakte und Social Media halfen, auf seine Spur zu kommen. Bayreuth, Fürth, Frankfurt am Main könnten Stationen auf der Flucht gewesen sein. Sicher ist die Polizei nur, dass sich der Mann irgendwann in Frankfurt aufhielt - eine Razzia mit mehr als 100 Polizisten in der Main-Metropole führte aber nicht zur Festnahme. Die Spur verlor sich.

Nach der Auswertung von mehr als 400 Hinweisen und der Vernehmung von über 100 Zeugen gelang auf der Grundlage eines europäischen Haftbefehls erst in Italien der entscheidende Zugriff. Ein gefälschter griechischer Pass und eine Pistole vom Typ Glock seien in dem Hotelzimmer ebenfalls gefunden worden. In der Herberge in Rimini war nach Angaben von Mittelfrankens Polizeipräsident Adolf Blöchl erst im Sommer ein mutmaßliches Mitglied der türkischen Mafia festgenommen worden. Italienische Zeitungsberichte stellten auch diesmal einen Zusammenhang zur organisierten Kriminalität her. Die Nürnberger Polizei bestätigte dies am Montag jedoch nicht. Belastbare Anhaltspunkte dafür lägen derzeit nicht vor.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth betreibt nun die Auslieferung des 28-Jährigen nach Deutschland. Die Ausländerbehörde hatte am Tag der Tat negativ über seinen Antrag auf Aufenthalt in Deutschland beschieden - der Bescheid war ihm aber zum Tatzeitpunkt noch nicht bekannt.

Der Vorwurf laute zunächst auf Totschlag, sagte Behördensprecherin Antje Gabriels-Gorsolke. Ob der Vorwurf noch auf Mord geändert werde, hänge von weiteren Ermittlungen ab, unter anderem zu einem Motiv. Dazu hielten sich Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag noch bedeckt.

© dpa ⁄ Michael Donhauser, dpa
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