München findet keinen Investor: Was wird aus dem Gasteig?

Eigentlich sollte es ein Tag zum Feiern sein für die Münchner Philharmoniker: Am Mittwoch wird ihr neuer Chefdirigent Lahav Shani vorgestellt. Doch zeitgleich gibt es eine Hiobsbotschaft über die musikalische Heimat des Orchesters.
Die Münchner Philharmoniker spielen unter der Leitung von Dirigent Valery Gergijew. © Peter Kneffel/dpa

Die Stadt München findet keinen Investor für die millionenschwere Sanierung des Gasteigs. Der Stadtrat stoppte am Mittwoch auf seiner Investorensuche das Vergabeverfahren. Der Grund: Es gab nur einen einzigen Bewerber, wie ein Stadt-Sprecher mitteilte. Und dieser habe «die Anforderungen für eine Teilnahme nicht erfüllt». Er musste demnach vom Verfahren ausgeschlossen werden. Die Stadt hatte das Vergabeverfahren für ein Investorenmodell zur Generalsanierung des Gasteigs im März 2022 beschlossen.

Der Gasteig oberhalb der Isar in der Münchner Innenstadt beherbergt die Philharmonie, ist Heimat der Münchner Philharmoniker. Die Hiobsbotschaft kommt am Mittwoch fast zeitgleich mit der Vorstellung ihres neuen Chefdirigenten Lahav Shani. Das Orchester tritt derzeit hauptsächlich in der Ausweichspielstätte Isarphilharmonie auf. Das Interimsquartier HP8 erfreut sich allerdings so großer Beliebtheit, dass schon spekuliert wird, das Provisorium könnte zur Dauerlösung werden. 

Wie es nun aber weitergehen soll mit der Sanierung des Gasteigs, ist völlig unklar. Der Stadtrat habe «die Verwaltung beauftragt, mögliche Optionen zu prüfen und den Stadtrat spätestens im Herbst mit einem Vorschlag zum weiteren Vorgehen zu befassen», heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Dass bei dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb nur eine Bewerbung einging, schiebt die Stadt vor allem auf die Marktlage und schwer zu kalkulierende Preise: «Aufgrund der Auswirkungen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges der Russischen Föderation auf die Ukraine haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Investorenmodell während des Teilnahmewettbewerbs (...) grundlegend verändert», heißt es in der Mitteilung. «Angesichts der derzeit weiter andauernden, schwer kalkulierbaren steigenden Baupreis- und Zinsentwicklung können Bieter erst auf gesicherter Grundlage ihr Investment kalkulieren, wenn sich die Marktlage wieder entspannt hat.»

Immer wieder hatte vor allem die Stadt bei der Sanierung des Gasteigs eine gemeinsame Lösung mit dem Freistaat Bayern angeregt, der bislang für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks allerdings lieber einen ganz neuen Musiksaal im Münchner Werksviertel bauen wollte - ein Projekt, dem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) inzwischen allerdings eine «Denkpause» verordnet hat. 

«Wenn Herr Söder sagt, dass er die Hälfte zahlt, kann er gerne mit mir reden», sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zum Jahreswechsel über die Gasteig-Sanierung. Nicht zielführend sei es aber, wenn der Freistaat nur gelegentlich mieten oder sporadisch mitnutzen wolle, «jedenfalls dann nicht, wenn er irgendwie mitbestimmen möchte». Das Kunstministerium winkte zuletzt ab: «Eine staatliche Beteiligung an kommunalen Veranstaltungsstätten in München ist nicht vorgesehen.»

Für Reiter ist klar: Man werde überlegen müssen, ob man mit dem bisherigen Konzept weiterkomme oder sich darüber Gedanken machen, was gegebenenfalls nicht realisiert werden könne - «auch wenn das natürlich immer einen Riesenaufruhr geben würde».

© dpa
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