Jung: Missbrauchsaufarbeitung bedeutet Vermittlungsarbeit

Immer wieder erschüttern Studien zu sexuellem Missbrauch die katholische Kirche. Das Dunkelfeld ist groß, viele Fälle nicht aufgearbeitet. Dass Betroffene davon sprechen, nicht gehört zu werden, kann der Würzburger Bischof nicht so richtig nachvollziehen.
Der Würzburger Bischof Franz Jung steht im Innenhof des Bischofshauses. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ist nach Worten des Würzburger Bischofs Franz Jung noch viel Vermittlungsarbeit zu leisten. «Dass die Betroffenen nicht gehört würden, könnte ich nicht sagen», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Ob die bisherigen Maßnahmen und Entscheidungen bei der Aufarbeitung immer ihren Vorstellungen entsprechen, steht allerdings auf einem anderen Blatt.»

Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals benötige enormes Engagement und stelle einen langen Lernweg dar, «der bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Dazu zählt auch, dass wir als Deutsche Bischofskonferenz jüngst unsere Struktur in diesem Bereich grundlegend neu aufgestellt haben». Ziel sei es, den Anliegen der Betroffenen noch besser Rechnung tragen zu können und eine größere Unabhängigkeit der Aufarbeitungsprozesse zu gewährleisten. «Aber es sind große Aufgaben, die in den einzelnen Bistümern mit unterschiedlicher Geschwindigkeit angegangen werden», sagte Jung.

«Diese Ungleichzeitigkeit ist sicher ein Problem, was aber mehrere Ursachen hat wie beispielsweise die Konstituierung der dafür erforderlichen Gremien wie Betroffenenbeirat und Unabhängige Aufarbeitungskommission.» Daneben werde immer wieder neu die Frage aufgeworfen, ob die Höhe der Anerkennungsleistungen angemessen sei oder nicht. «Insofern ist noch vieles in Bewegung.»

Über Missbrauchsfälle im Bistum Würzburg zwischen 1945 und 2019 soll ein Sachverständiger aus Wiesbaden ein Gutachten erstellen. Dies soll nach Vorstellung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg unter anderem möglichst klären, wie viele Missbrauchsfälle es in diesem Zeitraum gab und wie damit in der Diözese umgegangen wurde. Mithilfe der Erkenntnisse will die Kommission Grundlagen etwa dafür schaffen, dass künftig durch Präventionsmaßnahmen Missbrauchstaten möglichst verhindert und potenzielle Opfer besser geschützt werden.

Zudem soll im ersten Quartal nächsten Jahres ein Hinweisgebersystem im Internet starten, «in dem insbesondere bisher nicht entdeckte Missbrauchshandlungen anonymisiert und unter umfassender Wahrung der Persönlichkeitsrechte von den Betroffenen offenbart werden können».

Die Deutsche Bischofskonferenz hat alle 27 Bistümer aufgefordert, solche Kommissionen einzusetzen. Würzburg ist eines von sieben Bistümern in Bayern und liegt im Norden des Freistaats. Es gehört zur Kirchenprovinz der Erzdiözese Bamberg. Etwa 690.000 der rund 1,3 Millionen Einwohner, die auf dem Gebiet des Bistums leben, sind Katholiken.

© dpa
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