Im Sommer vergangenen Jahres hatte ein Mann, der nach eigenen Angaben vom verurteilten Wiederholungstäter Priester H. in Garching an der Alz missbraucht wurde, am Landgericht Traunstein eine Zivilklage, eine sogenannte Feststellungsklage, erhoben. Sie richtet sich nicht nur gegen Ratzinger, der damals Erzbischof von München und Freising war, als der Missbrauchstäter in seine Diözese versetzt wurde - sondern auch gegen den verurteilten Mann selbst, das Erzbistum sowie Ratzingers Nachfolger im Amt des Erzbischofs, Kardinal Friedrich Wetter. Ziel der Klage ist unter anderem, festzustellen, ob Bistumsverantwortliche Taten vertuscht und so weitere Taten möglich gemacht haben.
«Die Klage wird fortgeführt mit dem oder den Erben des Verstorbenen», sagte auch der Anwalt des Klägers, Andreas Schulz, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Garchinger Initiative Sauerteig, die den Kläger unterstützt, hatte am Wochenende befürchtet, dass die Rolle Benedikts nicht mehr juristisch aufgearbeitet werden könnte. «Mit der Klärung seiner Verantwortung vor einem weltlichen Gericht hätte er für die Zukunft der katholischen Kirche einen bedeutenden Schritt machen können», teilte die Initiative mit. «Dass Papst em. Benedikt seiner Kirche diesen Dienst nun nicht mehr erweisen kann, gehört wohl zur Tragik seines Lebens.»