Der Freistaat sieht auch nach dem Vorstoß des Bundes in Sachen knapper Arzneimittel weiter Verbesserungsbedarf. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek begrüßte die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung und forderte zugleich Nachbesserungen. Die Vorschläge zu den Festbetrags-Arzneimitteln und den Kinderarzneimitteln werde man genau prüfen, ob sie ausreichend und zugleich auch treffsicher seien, sagte der CSU-Politiker am Dienstag in Nürnberg.
«Gerade bei den Kinderarzneimittel habe ich da meine Zweifel: Bei bestimmten Arzneimitteln für Kinder sollen offenbar Rabattverträge nicht mehr zulässig sein, andererseits aber soll das Preismoratorium - wenn auch etwas «aufgeweicht» - fortgelten», sagte Holetschek. Das passe nicht zusammen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte die Versorgung mit Kinderarzneimitteln verbessern, indem die Krankenkassen ab sofort mehr für solche Medikamente bezahlen. Damit soll auf die derzeitigen Lieferengpässe reagiert werden, wie der SPD-Politiker am Dienstagmorgen im ARD-«Morgenmagazin» erläuterte: «Wir müssen diese Arzneimittel für Kinder aus den Festbeträgen herausnehmen, so dass die auch teurer verkauft werden. Da werde ich heute auch schon reagieren, dass die Krankenkassen angewiesen werden, 50 Prozent mehr zu zahlen als diesen Festbetrag», sagte Lauterbach.
Aus Sicht von Holetschek braucht es noch weitere Maßnahmen, um die Arzneimittelproduktion in Deutschland und Europa wieder attraktiver zu machen. Der Minister forderte Lauterbach auf, «endlich den Pharmadialog wieder zu starten und sich mit den Beteiligten über weitere Maßnahmen zur mittel- und langfristigen Sicherung der Arzneimittelversorgung auszutauschen.» Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte unterdessen auf Twitter an, Bayern werde eine Bevorratung von Medikamenten für Kinder prüfen.
Um der Arzneiknappheit entgegen zu wirken, hatte Bayerns Gesundheitsminister vor allem gelockerte Vorgaben für die Herstellung von Medizin durch Apotheken und dazu eine Änderung des Arzneimittelgesetzes vorgeschlagen. Apotheker könnten so pro Tag bis zu 100 Packungen Fiebersaft auf Vorrat herstellen, sagte Holetschek.
Als weitere Maßnahme schlug Bayerns Ressortchef vor, wenn nötig die Bundeswehr für die Lieferung und Beschaffung von Arzneimitteln zur Unterstützung zu holen. Aus Gesprächen mit Herstellern höre er, dass auch Transport und Lieferung ein Grund für die aktuelle Verknappung sei.
In Deutschland herrscht derzeit ein gewisser Mangel an Fieber- und Hustensäften sowie anderen Kindermedikamenten. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es derzeit gut 330 Meldungen zu Lieferengpässen von Präparaten. Das Bundesgesundheitsministerium weist darauf hin, dass nicht in jedem dieser Fälle auch ein Versorgungsengpass besteht. Es können also Alternativen beschafft oder hergestellt werden, was aber mehr Aufwand für Apotheken bedeutet.