Sind Waffen für die Ukraine ethisch vertretbar?

Erst Gitarrenklang, pazifistische Liedtexte - wie es sich für einen Evangelischen Kirchentag eigentlich gehört. Aber dann ging es zur Sache: Ist es ethisch vertretbar, Waffen an die Ukraine zu liefern? Zu Gast war der Generalinspekteur der Bundeswehr.
Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, beim Kirchentag. © Daniel Karmann/dpa

Schon seit Jahrzehnten diskutiert die evangelische Kirche in Deutschland immer wieder leidenschaftlich über die Fragen von Krieg und Frieden - auf dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag gab es viel Applaus für den Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, der die Waffenlieferungen für die Ukraine gerechtfertigt hat: «Wenn der Westen nicht mit Waffen unterstützt hätte, wäre der Krieg zu Ende, aber die Ukraine unter dem Joch Russlands. Der Krieg wäre vorbei, aber das Leiden ginge weiter», sagte er am Freitag in Nürnberg.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ringt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) um die Frage, ob die militärische Unterstützung für die Ukraine vertretbar und mit christlichen Grundsätzen vereinbar ist. Viele prominente Köpfe der Kirche halten Waffenlieferungen für gerechtfertigt, etwa Ratschefin Annette Kurschus oder der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Der EKD-Friedensbeauftragte, Landesbischof Friedrich Kramer aus Magdeburg, dagegen vertritt eine dezidiert pazifistische Position - die bekräftigte er auch auf dem Kirchentag.

«Wo bleiben die Initiativen?», fragte er im Hinblick auf mögliche Friedensverhandlungen. Es sei zudem angesichts der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, «dramatisch», dass mit deutschen Panzern russische Soldaten getötet würden, sagte er. Ein Waffenstillstand sei das erste Gebot. Jeder Tag bringe unendliches Leid. «Das Sterben muss sofort enden.»

Friedensinitiativen und pazifistische Organisationen hatten vor dem Messegelände die Waffenlieferungen scharf verurteilt. Am Samstag war eine weitere Kundgebung geplant.

Der Präsident des Kirchentags, Thomas de Maizière, sagte: «Christen müssen sich immer schwer tun mit der Anwendung von Gewalt - wer denn sonst?» Der frühere CDU-Bundesminister wandte sich zugleich gegen allzu laute Rufe nach Waffen. «Es gibt einen Sofa-Pazifismus, aber auch einen Sofa-Bellizismus. Beides macht sich die Sache zu einfach.» Die friedensethische Frage nach Waffen für die Ukraine sei «für Hurrarufe in die eine oder andere Richtung ungeeignet».

Heike Springhart, Landesbischöfin aus Karlsruhe, erinnerte daran, dass auch der Zweite Weltkrieg durch Waffengewalt endete - «er wäre nicht am Verhandlungstisch zu Ende gegangen». Und das Ende des Krieges sei die Voraussetzung dafür gewesen, «dass wir in Europa Versöhnungsgeschichten erzählen können».

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Cindy Crawford
People news
Cindy Crawford spricht über ihr «Playboy»-Shooting
The Expendables 4 | Kritik: Der Anbruch einer neuen Action-Ära?
Tv & kino
The Expendables 4 | Kritik: Der Anbruch einer neuen Action-Ära?
George Clooney
People news
Streik: Clooney unterstützt Drehbuchautoren und Schauspieler
5G-Mobilfunkmast
Internet news & surftipps
5G-Technik: Peking kritisiert erwogenen Verzicht Berlins
Apple Watch 9 vs. Apple Watch 8: Das ist neu
Handy ratgeber & tests
Apple Watch 9 vs. Apple Watch 8: Das ist neu
Sounds like GigaKombi: Kombinier Internet, Handy oder TV von Vodafone und spare monatlich
Das beste netz deutschlands
Sounds like GigaKombi: Kombinier Internet, Handy oder TV von Vodafone und spare monatlich
Christian Heidel
1. bundesliga
Heidel: «Es muss niemand eine Schlagzeile formulieren»
Eine Frau macht eine Atemübung
Gesundheit
Bewusstes Atmen kann gegen Stress helfen