In dem siebenseitigen Schreiben des TÜV Süd gehen die Experten davon aus, dass der Weiterbetrieb beziehungsweise die Wiederaufnahme des Betriebs für einige Monate mit bereits vorhandenen Brennelementen möglich wäre. Für Isar 2, das eigentlich zum Jahresende vom Netz gehen soll, sehen sie dabei Potenzial, bis August 2023 zusätzlich 5160 Gigawattstunden Strom zu produzieren. In Gundremmingen sei es aus Sicht des TÜV Süd «plausibel», mit vorhandenen Brennelementen einen Reaktorkern zusammenzustellen, der für etwa 6 Monate laufen und 4900 Gigawattstunden Strom erzeugen könnte. Zum Vergleich: Zusammen wären das etwa 2,4 Prozent des vergangenes Jahr in ganz Deutschland ausgelieferten Stroms.
Für Isar 2 wäre laut TÜV Süd sogar eine Nachbestellung von Brennelementen binnen 12 Monaten möglich - das wäre noch rechtzeitig vor dem Ende der als möglich eingeschätzten Stromproduktion bis Ende August 2023. Auf Bundesebene haben sich Wirtschafts- und Umweltministerium sowie Kanzler Olaf Scholz (SPD) bereits gegen längere Laufzeiten für Kernkraftwerke ausgesprochen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich dagegen zuletzt offen für eine Debatte über Laufzeitverlängerungen gezeigt.
Von Preussenelektra, dem Betreiber von Isar 2, der 75 Prozent am Kraftwerk hält, hieß es, man wolle sich nicht mehr zur andauernden Debatte äußern. Man habe aber «in den vergangenen Wochen klargemacht, dass ein Weiterbetrieb von Isar 2 möglich wäre, wenn unser Kraftwerk gebraucht würde».