Um die Verwandtschaftsbeziehung von Kelvin Yeboah gab es mal Wirbel. Aber vermutlich ist diese Bezeichnung schon viel zu reißerisch. Missverständnis trifft es vielleicht besser. Denn noch bevor der neue Angreifer des FC Augsburg zum CFC Genua wechselte, spielte der Stürmer mit dem in der deutschen Bundesliga unvergessenen Nachnamen in Österreich für die WSG Tirol und Sturm Graz.
In Tirol kam dann heraus, dass Kelvin Yeboah gar nicht der Sohn des früheren Bundesligatorschützenkönigs Anthony Yeboah ist, wie viele dachten, sondern nur sein Neffe. Wie das überhaupt für Aufmerksamkeit sorgen konnte?
Kelvin Yeboah rief Anthony Yeboah schon damals «Daddy», also Vati, weil der langjährige Stürmer von Eintracht Frankfurt und des Hamburger SV eben wie ein Vater für ihn war. Das verriet Kelvin Yeboah einmal dem «Kicker». Und deshalb dachten die meisten bei der WSG Tirol eben, dass Anthony der Papa von Kelvin und nicht nur sein Onkel ist.
Der damaligen sportlichen Leitung war diese kleine Posse ziemlich egal, weil Kelvin Yeboah Anthony Yeboah nie als Vater vorgestellt hatte. Und auch den FC Augsburg werden familiäre Verästelungen seines Neuzugangs nicht sonderlich kümmern. Dem Fußball-Bundesligisten sind bei einem Stürmer schließlich vor allem die Tore wichtig.
Nach dem vorzeitigen Abschied von Stürmer Florian Niederlechner (32) zum Bundesligarivalen Hertha BSC haben die Augsburger Yeboah quasi in einem Doppelpack geholt. Neben dem italienischen U21-Nationalspieler wurde auch Irvin Cardona (25) vom französischen Erstligisten Stade Brest mit sofortiger Wirkung verpflichtet. Während Yeboah bis zum Saisonende vom italienischen Zweitligisten aus Genua ausgeliehen ist und der FCA eine Kaufoption hat, unterschrieb der Franzose Cardona gleich einen Vertrag bis zum Sommer 2027.
«Mit Irvin Cardona bekommen wir einen vielseitigen Offensivspieler, der (Trainer) Enrico Maaßen in der Offensive auf vielen Positionen weitere Optionen bietet», sagte der Augsburger Manager Stefan Reuter.
Über Yeboah meinte der frühere Nationalspieler: «Yeboah ist ein junger, flexibler und vor allem sehr schneller Angreifer, der unsere Optionen in der Offensive noch einmal erweitern wird. Insbesondere bei seiner Zeit in Graz hat er gezeigt, dass er im Umschaltspiel große Qualitäten hat und viel Torgefahr versprüht. Daher passt er sehr gut zu unserer Mannschaft und zu unserem Spielstil.»
Damit haben die Augsburger in diesem Winter mit Arne Engels (19/Club NXT), Dion Beljo (20/NK Osijek) und David Colina (22/Hajduk Split) insgesamt fünf Neue geholt. Niederlechner, dessen Abgang zu Hertha BSC im Sommer schon fix war, konnte durch den personellen Nachschlag sofort nach Berlin wechseln.
«Ich habe mir im Trainingslager viele Gedanken gemacht und gemerkt, dass die Konstellation in der Rückrunde schwierig für mich werden könnte. Ich hatte beim FCA eine sehr schöne Zeit, doch ich wollte die Chance nutzen, einen langfristigen Vertrag bei Hertha BSC zu unterschreiben», erläuterte Niederlechner (32) seinen Abgang zu einem Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt nach dreieinhalb Jahren in Augsburg.