85 Jahre seit Abriss: «Wir kämpfen gegen den Hass»

Fünf Monate vor den Novemberpogromen 1938 wurde in München die alte Hauptsynagoge abgerissen. Charlotte Knobloch kennt die Synagoge noch aus früher Kindheit - und warnt heute davor, es nur beim Gedenken zu belassen.
Charlotte Knobloch
Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, nimmt vor dem Festakt anlässlich ihres 90. Geburtstags an einer Pressekonferenz teil. © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Zum 85. Jahrestag des Abrisses der alten Münchner Hauptsynagoge hat die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, davor gewarnt, dass rechtsextreme Kräfte und Judenhass wieder zunehmen. «Wir kämpfen nicht gegen den Hass der Geschichte. Wir kämpfen gegen den Hass von heute», sagte Knobloch.

Die 2006 in München eingeweihte neue Hauptsynagoge Ohel Jakob sei zwar Ausdruck des Vertrauens in Deutschland, «das nach 1945 auf dem 'Nie wieder' aufgebaut wurde», erklärte Knobloch. Damit dieses Vertrauen halte, dürfe es aber nicht beim Gedenken bleiben.

Die alte Hauptsynagoge war am 9. Juni 1938 fünf Monate vor den Novemberpogromen auf Befehl von Adolf Hitler abgerissen worden. Das Gelände wurde zu einem Parkplatz. Mit dem Abriss hätten die Nationalsozialisten die Gewaltexzesse des 9. Novembers vorbereitet, erklärte Knobloch. «Die Zerstörung mitten in München machte auch dem Letzten klar, dass es im Vorgehen gegen die jüdische Gemeinschaft nun keine Grenzen mehr gab.»

Knobloch steht seit 1985 an der Spitze der Kultusgemeinde, von 2006 bis 2010 war sie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Als kleines Kind sei sie mit ihrem Vater immer wieder in der alten Synagoge gewesen, berichtete Knobloch. Sie habe nicht alles verstanden - «aber ich war fasziniert von der Liturgie und den Gesängen». Die Trauer der Menschen beim letzten Gottesdienst vor dem Abriss habe sich in ihr Gedächtnis eingebrannt: «Ich habe in meinem Leben selten ein solches Unglück in den Gesichtern gesehen wie an diesem Tag.»

Am 9. November 2006, dem 68. Jahrestag der Pogromnacht, wurde in München das Jüdische Zentrum mit der neuen Hauptsynagoge Ohel Jakob am St.-Jakobs-Platz im Herzen der Stadt eröffnet. Im Gemeindezentrum findet am Montag eine Gedenkveranstaltung der Stadt München und der Israelitischen Kultusgemeinde statt. Neben Knobloch wollen auch der Münchner Kulturreferent Anton Biebl, der Historiker Andreas Heusler und Nikola David, Kantor der Liberalen Jüdischen Gemeinde Beth Schalom, anwesend sein.

© dpa
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