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30 Jahre Bergwaldprojekt: Es braucht den Wolf und Menschen

Die Klimakrise trifft die Wälder mit voller Wucht - Trockenstress, zu wenig Laub, Schädlinge. Zum Waldschutz gehört nicht nur die Aufforstung mit ursprünglichen Baumarten. Naturschützer drängen auch auf kleinere Maschinen und die Akzeptanz eines Räubers.
30 Jahre Bergwaldprojekt
Holzrücker Peter Schönle ist mit seinem Kaltblut-Wallach Robbie in einem Wald unterwegs. © Thomas Warnack/dpa

Nur jeder fünfte Baum ist in Deutschland gesund, und der Klimawandel setzt dem Wald weiter zu: Zur Rettung der Wälder braucht es nach Ansicht des seit 30 Jahren in Würzburg ansässigen Vereins Bergwaldprojekt ein Potpourri an Maßnahmen für naturnahe Waldnutzung. Dazu gehört für Hendrik von Riewel, Förster und Projektkoordinator des Naturschutzvereins, auch der Wolf, der durch seine Jagd bei der Reduzierung des Wildbestandes unterstützen könnte.

«Wildtiere finden in unserer Kulturlandschaft häufig optimale Lebensbedingungen vor», sagt von Riewel im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Es fehlt vielerorts eine an ökologischen Aspekten ausgerichtete Jagd», außerdem fehlten Fressfeinde. So vermehrten sich Rehe, Wildschweine und Co. schier unkontrolliert. Würde der Wolf in weniger dicht besiedelten Regionen wieder heimisch, würde dies dem Wald nützen. «Es ist auch gar nicht aufhaltbar - der Wolf kommt zurück.» Er sei eine ökologisch wichtige und wertvolle Schlüsselart.

Deutschlandweit gibt es dem Bundeslandwirtschaftsministerium zufolge etwa 11,4 Millionen Hektar Wald. Damit sind rund 30 Prozent der Landesfläche bewaldet - vier von fünf Bäumen sind laut Waldzustandserhebung 2022 krank.

Die Hälfte des deutschen Waldes ist in privater Hand, 30 Prozent gehören Stadt, Land und Bund. Darin werden die Bergwaldprojekt-Helfer auf Anfrage der örtlichen Forstbehörden aktiv.

Der deutsche Ableger der Schweizer Stiftung Bergwaldprojekt wurde 1993 in Würzburg gegründet. Die Naturschützer haben es sich zur Aufgabe gemacht, Wälder, Moore, Biotope und Naturparke zu pflegen und zu erhalten. Im vergangenen Jahr arbeiteten laut von Riewel etwa 4000 Menschen freiwillig für den Verein etwa bei Aufforstungsprojekten.

Aufforstung sollte nach Worten des Försters möglichst mit den Baumarten geschehen, die dort von Natur aus vorkämen, nicht mit Arten aus anderen Teilen der Welt, bloß weil diese beispielsweise weniger Wasser bräuchten. «In dem Moment, wo wir Arten von irgendwo herholen, die aber zum Beispiel gar nicht angepasst sind an hiesige Bodenverhältnisse, (...) habe ich am Ende kein stabiles Waldökosystem mit all den Zusammenhängen, die ein Waldökosystem ausmachen.»

Zu wenig Regen, Überdüngung durch Stickstoff, keine Widerstandskraft gegen Schädlinge - vielen Bäumen geht es schlecht. Wie stark etwa Insekten insbesondere Nadelbäumen zusetzen, zeigen Daten, die das Statistische Bundesamt kürzlich herausgegeben hat. Im vergangenen Jahr seien Insektenschäden in 60 Prozent der Fälle die Ursache für den durch Waldschäden bedingten Holzeinschlag gewesen. Im Vorjahr hatten die Statistiker den Rekordwert von 81 Prozent gemeldet. Seit 2016 ist der Befall mit Schädlingen die Hauptursache für den Schadholzeinschlag.

2022 spielten mit gut einem Viertel auch Wind- und Sturmschäden eine große Rolle - ihr Anteil kann von Jahr zu Jahr stark variieren. Seit 2020 erfassen die Statistiker auch Trockenheit als Ursache. Seitdem ist dieser Anteil von 5,2 auf 8,1 Prozent gestiegen.

Durch den Klimawandel sind Dürren häufiger und heftiger geworden. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden länger. Weil Wälder etwa in Deutschland nur in wenigen Fällen natürlich sind, können sie oft auch schlechter Schäden abpuffern.

«Alle Waldökosysteme stehen unter massivem Stress. Aus meiner Perspektive ist das beängstigend, weil wir ja gerade erst am Anfang der klimatischen Entwicklung stehen», sagt von Riewel. Er fordert, die Wälder widerstandsfähiger zu gestalten. So plädiert er etwa für Anreizsysteme wie Subventionen, um Waldbesitzer für ihren schonenden Umgang mit dem Ökosystem zu belohnen. «Wir müssen pfleglich nutzen. Das heißt, wir müssen den Boden schonen. Wir müssen das, was an Vegetation auf der Fläche schon steht, schonen.»

Schwere Maschinen im Wald verdichteten den Boden und schwächten das Ökosystem. Kleinere Raupenfahrzeuge bis 1,5 Tonnen, Seilkransysteme, Forstschlepper mit Seilwinde oder Pferde könnten Bäume rausziehen, ohne dem Boden zu schaden, erklärt von Riewel. Mit Hilfe von Gütesiegeln wie Naturland oder FSC könne dann der Verbraucher sehen, hinter welchen Produkten naturnahes Wirtschaften stehe.

© dpa
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