Drogenrazzia in Asylunterkünfte: Sieben Festnahmen

Rund 150 Beamte, darunter Spezialkräfte, durchsuchen Asylunterkünfte. Dort sollen mehrere Verdächtige mit Amphetaminen, Kokain und Ecstasy gehandelt haben. Ist Drogenhandel in solchen Einrichtungen ein generelles Problem?
Der Polizei-Schriftzug steht auf einem Einsatzfahrzeug. © Christoph Soeder/dpa/Symbolbild

Bei einer Großrazzia wegen Drogenhandels in Asylunterkünften haben am Dienstag rund 150 Polizeibeamte mehrere Gebäude und auch Sozialwohnungen in Baden-Baden sowie im Landkreis Rastatt durchsucht. Sieben Männer im Alter zwischen 25 und 42 Jahren seien wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln festgenommen worden, sagte der ermittelnde Staatsanwalt Michael Klose. Sie sollten noch im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werden. Ein achter Verdächtiger sei flüchtig und ein weiterer Mann so betrunken gewesen, dass er haftunfähig war. Eine Frau, die ebenfalls in Drogengeschäfte verwickelt gewesen sein soll, blieb den Angaben zufolge auf freiem Fuß.

Insgesamt stellten die Beamten, darunter Spezialkräfte der Polizei und Hundeführer, rund 700 Gramm Amphetamine, etwa 120 Gramm Marihuana sowie 17 Gramm Kokain sicher. Ecstasy sei nicht gefunden worden. Klose zufolge werden Drogen in solchen Fällen von den Händlern nicht kiloweise gebunkert, sondern immer rasch wieder verkauft. Neben mehreren Gebäuden in Baden-Baden waren auch Unterkünfte in Gernsbach, Rastatt sowie Ottersweier Ziel der Razzia. Zwischenfälle habe es nicht gegeben. «Aktion lief ruhig und geordnet ab.»

Die vom Landeskriminalamt (LKA) unterstützten verdeckten Ermittlungen liefen Klose zufolge seit vergangenem Jahr. «Wir haben festgestellt, dass Personen in die Unterkünfte hineingegangen und mit Drogen wieder herausgekommen sind», sagte er. Auch habe man wiederholt Personen mit Drogen erwischt, die diese eigenen Angaben zufolge in den Unterkünften gekauft hätten. Auch mit Ecstasy-Tabletten sei gehandelt worden.

Wie häufig Drogenhandel in Asylunterkünften vorkommt, konnte ein LKA-Sprecher zunächst nicht sagen. Laut Innenministerium gibt es solche Probleme seit Jahrzehnten - «es ist aber kein Problem, das zugenommen hätte», sagte ein Ministeriumssprecher. Die Polizeibehörden stünden in gutem Kontakt zu den Einrichtungen und hätten auch ein Auge darauf, sobald es dort zu Schwierigkeiten kommt.

Nach Einschätzung von Staatsanwalt Klose gibt es, anders als in Großstädten, in kleineren Städten meist keine offene Drogenszene mit Drogenhandel - wenn überhaupt, dann finde man das Phänomen dort im Umfeld von Asylunterkünften. Es handele sich bei den Verdächtigen meist um junge Menschen, meist Männer, die sich eine bessere Zukunft erhoffen - und dann mangels Sprachkenntnissen und ohne jegliche Möglichkeit zu arbeiten, abrutschten. «Die jungen Männer sind perspektivlos und leben in oft erbärmlichen Umständen», sagte er. «Dass das zu Frust führt ist klar. Aber das ist ein gesellschaftliches Problem.»

© dpa
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