Neue Bedingungen für Lehrer: Wertschätzung oder Aprilscherz?

Weil sie während der Sommerferien nicht bezahlt wurden, sind befristet angestellte Lehrkräfte bislang manchmal abgewandert. Das soll nun geändert werden. Der Grünen-Fraktionschef spricht von einem «Meilenstein für mehr Wertschätzung». Das sehen nicht alle so.
Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, spricht im Landtag. © Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Ab diesem Jahr sollen viele befristet angestellte Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg auch während der Sommerferien bezahlt werden. Was schon im Doppelhaushalt verankert ist, soll nun im Ministerrat festgezurrt werden. «Die Durchzahlung ist ein Meilenstein für mehr Wertschätzung im Bildungsbereich», sagte dazu Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz am Samstag. Der Beschluss gebe den Pädagogen die lang erhoffte Sicherheit.

Kritik kam von der Opposition: «Wenn der grüne Fraktionsvorsitzende von Wertschätzung bei Lehrkräften spricht, ist das ein guter Aprilscherz», erklärte SPD-Fraktions- und Landeschef Andreas Stoch. Die Sozialdemokraten hätten schon lange gefordert, dass befristete Lehrkräfte über die Sommerferien nicht entlassen werden. «Dass dies nun umgesetzt wird, ist ein erfreuliches und wichtiges Signal», sagte Stoch laut Mitteilung. «Wenn man allerdings im selben Maßnahmenpaket die wichtige Teilzeitmöglichkeit einschränken möchte, dann macht man einen Schritt nach vorne und zwei wieder zurück.»

Auch Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatte am Freitag bei der Vorstellung eines Maßnahmenpakets gegen Lehrermangel angekündigt, dass das Kabinett in dieser Woche den Haken an die Pläne machen wolle. Mehr als 2800 zusätzliche Lehrkräfte sollen schon in diesem Sommer davon profitieren - nämlich alle, deren Beschäftigung spätestens zum 31. Dezember begonnen hat und mit dem letzten Schultag vor den Sommerferien endet.

Schwarz sagte weiter: «Von der Entscheidung geht eine wichtige Botschaft aus: Wir machen keine halben Sachen, sondern honorieren die wichtige Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen und hoffen so, sie langfristig im Schuldienst halten zu können.» Ziel sei es, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abzukoppeln und die Qualität im Bildungsbereich zu erhöhen. «Dafür brauchen wir auch mehr Lehrerinnen und Lehrer.»

Auch Schopper hatte gesagt, dass die Zahlung während der Sommerferien dafür ein wichtiger Faktor sei. Gerade in den Grenzgebieten seien Lehrkräfte wegen dieser Regel bislang abgewandert - etwa nach Bayern oder in die Schweiz.

Der Koalitionspartner CDU pflichtete den Grünen bei: «Wir wollen den betroffenen Lehrkräften die Wertschätzung geben, die sie auch verdienen», erklärte der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Alexander Becker. «Nur wenn wir den Lehrerberuf insgesamt attraktiver gestalten, werden wir auch den Lehrermangel überwinden. Wir wollen beste Bildung, mit den besten Lehrkräften.»

Der Grundschulverband Baden-Württemberg wiederum forderte, die Maßnahme «Durchzahlung Sommerferien» müsse umgehend auf angehende Lehrkräfte übertragen werden. Diese sollten gleich zum 1. August eingestellt werden und somit eine Bezahlung über die Sommerferien erhalten, hieß es in einer Mitteilung. «Eine Entlassung aus dem Vorbereitungsdienst Ende Juli und eine Einstellung am letzten Tag der Sommerferien ist in dieser Mangelsituation nicht zu vertreten.»

© dpa
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