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Chemieindustrie: «2023 ist auf jeden Fall verloren»

Energiekosten, Bürokratie, Fachkräftemangel: Die Liste der Probleme für Chemie- und Pharmaunternehmen in Baden-Württemberg ist lang. Zumindest an einigen Zahlen lassen sich die Folgen deutlich ablesen. Doch Spitzenverbände in der Branche hegen noch Hoffnung.
Südwest-Chemiebranche schwächelt - Pharma im Plus
Eine Arbeiterin steht an einer Abfüllanlage für pharmazeutische Produkte bei Takeda Pharmaceutical. © Silas Stein/dpa

Auch wenn das erste Halbjahr 2023 in der Chemieindustrie im Südwesten schlecht lief und die Aussichten für die zweite Hälfte nicht besser werden, gibt die Branche die Hoffnung nicht auf. Wichtig sei, dass rasch robuste Rahmenbedingungen geschaffen werden, sagte Winfried Golla, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie Baden-Württemberg, am Freitag in Baden-Baden. Es brauche eine «Offensive 2030» ähnlich der damaligen «Agenda 2010» für schnelle Reformen. «Noch ist es vor Zwölf.»

Dabei geht es aktuell vor allem um bezahlbare Strompreise für die energieintensive Industrie, die am Anfang vieler Produktionsketten steht. «Wir brauchen eine sichere Energie- und Rohstoffversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen.» Was sonst passieren könnte, habe man während der Corona-Pandemie gesehen: Da hätten Stadtwerke Alarm geschlagen, weil chemische Stoffe zum Reinigen von Abwasser fehlten.

In der Chemieindustrie sank die Produktion in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent, wie die Verbände der Chemie- und Pharmaindustrie Baden-Württemberg erklärten. Die Umsätze seien um 1,1 Prozent zurückgegangen. «Das Jahr 2023 ist auf jeden Fall verloren», sagte Golla. «Die Lage ist wirklich ernst. Wir sehen auch keine Impulse, dass sich daran etwas ändern wird.»

Eine Umfrage bei Mitgliedsunternehmen ergab den Angaben zufolge, dass jeder fünfte Betrieb in den ersten sechs Monaten des Jahres Verluste eingefahren habe. Mehr als ein Drittel verzeichne Gewinnrückgänge. Nur 20 Prozent hätten für das Gesamtjahr positive Umsatzerwartungen. Investitionen flössen wegen mangelnder Ertragslage ab, sagte Golla.

In der Pharmabranche, die im Südwesten mit 44 Prozent die größte Teilbranche ausmacht, sieht es besser aus: Im ersten Halbjahr wuchs die Produktion den Zahlen zufolge um 9,9 Prozent. Die Umsätze seien um 10,6 Prozent gestiegen. Während die Zahl der Beschäftigten in der Chemie stagniert, wuchs sie im Pharmabereich um 9 Prozent.

Insgesamt betrugen die Umsätze der Branche 13,5 Milliarden Euro (plus 2,0 Prozent), der größere Teil wurde im Ausland erzielt. Bei der Statistik berücksichtigt werden nur Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten. Alles in allem sind in den Chemie- und Pharmaverbänden im Südwesten 475 Unternehmen mit rund 110.800 Beschäftigten organisiert.

Als großen Störfaktor bezeichnen viele Unternehmen die aufwendige Bürokratie. Es gehe nicht darum, Vorgaben etwa zum Umwelt- und Arbeitsschutz abzuschaffen, betonte Golla. Aber sie sollten für die Unternehmen und Behörden auf ein praktikables Maß reduziert werden.

Auch der Fachkräftemangel treibe die Branche um, sagte Björn Sucher, Chemie-Arbeitgeber-Hauptgeschäftsführer. Etwa zehn Prozent der Beschäftigten seien älter als 60 Jahre. «Wir hoffen, den Beschäftigungsgrad zu halten», sagte Sucher. «Man kann verhalten optimistisch sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.» Dabei dürften vor allem Regelungen etwa zur Arbeits- und Elternzeit nicht dauernd verschärft werden. Vertrauensarbeitszeit sei ein hohes Gut, das selbst in der Produktion vielerorts eine Rolle spiele.

Die Industrie setzt Sucher zufolge auf drei Bausteine: Mitarbeitende weiterbilden, um Nachwuchs werben und Personal aus dem Ausland holen. Auch hier sei der Aufwand enorm, gerade mit Blick auf die zahlreichen kleineren Betriebe mit rund 250 Beschäftigten. Hier gelte es ebenso nachzubessern wie etwa bei Fördermöglichkeiten für Fortbildungen.

© dpa
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