EZB-Vize: Inflation verschwindet nicht von selbst

Lange haben die Euro-Währungshüter gezögert, nun stemmen sie sich gegen die hohe Inflation. Der Vize-Präsident der EZB macht klar: Von Rezessionssorgen lässt sich die Notenbank nicht bremsen.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos stellt weitere Zinserhöhungen in Aussicht. © Arne Dedert/dpa

EZB-Vize Luis de Guindos hält weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Rekordteuerung im Euroraum für unabdingbar. «Die Verlangsamung der Wirtschaft wird die Inflation nicht von alleine "erledigen"», sagte der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Interview der portugiesischen Wochenzeitung «Expresso». «Wir müssen die Normalisierung der Geldpolitik fortsetzen. Das ist etwas, das jeder verstehen muss.»

Wende zu höheren Zinsen

Die EZB hatte nach langem Zögern im Juli die Wende hin zu höheren Zinsen eingeleitet. Nach einer weiteren Zinsanhebung im September liegt der Leitzins im Euroraum nun bei 1,25 Prozent. Die Notenbank hat weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, will sich aber nicht auf die genauen Schritte festlegen. «Wir wollen flexibel sein und Spielraum für unsere Entscheidungen haben», bekräftigte de Guindos.

Oberstes Ziel der EZB für den Euroraum ist ein mittelfristig stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise haben die Inflation im Währungsraum im August auf das Rekordhoch von 9,1 Prozent getrieben.

Sorge vor Absturz groß

Unter den Währungshütern gibt es allerdings auch Sorgen, mit einer zu schnellen Normalisierung der zuvor jahrelang ultralockeren Geldpolitik die Konjunktur zu bremsen, die schon mit Lieferengpässen und den Folgen des Ukraine-Krieges zu schaffen hat. Die Sorge vor einem Absturz der Wirtschaft in eine Rezession ist groß.

«Die Kräfte, die hinter der Konjunkturabschwächung stehen, sind denen, die die Inflation in die Höhe treiben, sehr ähnlich. Wir haben einen Angebotsschock, der das Wachstum verringert und gleichzeitig die Inflation erhöht», erklärte de Guindos. «Die Verlangsamung der Wirtschaft wird den Nachfragedruck verringern, was die Inflation senken wird.

Gleichzeitig müssen wir aber auch geldpolitisch handeln, um die Inflationserwartungen zu verankern und Zweitrundeneffekte zu vermeiden.» Unter Zweitrundeneffekten versteht man eine Lohn-Preis-Spirale: Steigen Löhne als Reaktion auf hohe Inflation zu stark, könnte das die Preise weiter nach oben treiben.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Fußball news
Testspiel: Lektion für Flick: Belgien ein zu großes Kaliber für DFB-Elf
People news
Leute: Schauspieler Robert Gallinowski mit 53 Jahren gestorben
People news
Royals: Charles und Camilla mit Vorfreude in Deutschland erwartet
Job & geld
Prozess: Schufa löscht alte Schulden ab sofort nach sechs Monaten
Games news
Featured: Chef Life: A Restaurant Simulator – Tipps-Guide zu Cheats, Mods & Co.
Internet news & surftipps
Handel: Online-Riese Alibaba plant Aufspaltung in sechs Bereiche
Internet news & surftipps
Einzelhandel: Amazon 2.0? - Wie die Lidl-Mutter zum IT-Unternehmen wird
Auto news
Vorsicht: Knöllchen im Ausland: So teuer ist Fehlverhalten am Steuer