Neue Warnstreikwelle bei der Post

Rund eine Million Briefe und mehrere hunderttausend Pakete dürften ihre Adressaten nur mit Verspätung erreichen. Und am Dienstag gehen die Arbeitsniederlegungen weiter.
Mitarbeiter der Post bei einer Protestkundgebung in Rostock. © Jens Büttner/dpa

Warnstreiks der Postbediensteten haben am Montag erneut die Zustellung von rund einer Million Briefen und mehreren hunderttausend Paketen ausgebremst. Insgesamt seien die Auswirkungen aber geringer gewesen als bei den mehrtägigen Warnstreiks im Januar, berichtete ein Postsprecher in Bonn.

Die Gewerkschaft will mit den Arbeitsniederlegungen in der laufenden Tarifrunde ihrer Forderung nach 15 Prozent mehr Lohn Nachdruck verleihen. Die Warnstreiks sollen auch am Dienstag weitergehen.

Kampf gegen Reallohnverluste

Verdi-Chef Frank Werneke verteidigte auf einer Kundgebung in Berlin vor mehreren hundert Streikenden die Forderung seiner Gewerkschaft. «Wer meint, dass die Forderung von 15 Prozent zu hoch ist, der kann schlicht und ergreifend nicht rechnen», rief Werneke Streikenden aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu. Eine Inflation von fast acht Prozent im Vorjahr und sechs bis sieben Prozent in diesem Jahr bedeute große Reallohnverluste.

«Wir wollen das Inflationsmonster stoppen, wir wollen die Reallöhne sichern - weil das haben wir uns verdient», sagte der Gewerkschafter. Alle Menschen hätten einen Anspruch auf einen vollen Kühlschrank und eine geheizte Wohnung. «Die Alternative, hungern oder frieren, die Alternative akzeptieren wir nicht.»

Die Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis verwies darauf, dass die Post zurzeit Rekordergebnisse einfahre. «Davon holen wir uns jetzt Euren Anteil», rief sie den Streikenden zu. «Jetzt seid erstmal Ihr dran, bevor wir über Dividenden sprechen.»

Bei der Post stieß das Vorgehen der Gewerkschaft allerdings auf Unverständnis. Ein Unternehmenssprecher sagte, der Konzern habe für die nächste Runde der Tarifverhandlungen am Mittwoch und Donnerstag bereits ein Angebot angekündigt. Die neuerlichen Warnstreiks seien deshalb überzogen. Das Verhalten der Gewerkschaft gehe zulasten der Kundinnen und Kunden des Konzerns.

Brief- und Paketgeschäft ist rückläufig

Gleichzeitig bemühte sich das Unternehmen, die Erwartungen der Streikenden zu dämpfen. Um die Arbeitsplätze in Brief- und Paketgeschäft zu sichern, seien Einkommenssteigerungen in der von Verdi geforderten Größenordnung «nicht vertretbar», bekräftigte der Konzern. Das Ergebnis des Brief- und Paketgeschäfts sei deutlich rückläufig und reiche schon heute nicht mehr für die notwendigen Investitionen aus. Der von Verdi angeführte Konzerngewinn werde zum übergroßen Teil im internationalen Geschäft erwirtschaftet.

Verdi sprach von 8000 Streikteilnehmern, die Post von rund 5300 Mitarbeitern, die sich an den Arbeitsniederlegungen beteiligt hätten. Insgesamt hielten sich die Auswirkungen des neuerlichen Warnstreiks nach Unternehmensangaben aber zunächst in Grenzen. Aufgrund der Wochenanfang typischerweise eher niedrigen Sendungsmengen seien am Montag bundesweit «lediglich rund 6 Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge bei Paketsendungen und nur rund 2 Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge bei den Briefsendungen betroffen», berichtete der Postsprecher. Im Januar hatte es bereits an mehreren Tagen Warnstreiks gegeben.

Schwerpunkte der Warnstreiks waren am Montag unter anderem Berlin und Rostock. Für Dienstag kündigte Verdi außerdem Protestkundgebungen in Dortmund, Hamburg, Saarbrücken, Polch (Rheinland-Pfalz), Nürnberg, Frankfurt/Main und Stuttgart an.

© dpa
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