Sachsen-Anhalts Radwegeausbau hinkt nach Ansicht von Fahrradexperten im nationalen Vergleich hinterher. «Egal in welche Richtung: Kommt man mit dem Fahrrad in ein benachbartes Bundesland, sieht man meist sofort, dass man dort schneller und weiter ist», sagte Martin Hoffmann, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Sachsen-Anhalt. Das sehe man an besseren Radwegen, einer einheitlichen Beschilderung und besseren Fahrradstellplätzen.
Der Ausbau gehe nur schleppend voran, so Hoffmann. Nur zehn Kilometer straßenbegleitender Radwege an Bundes- und Landesstraßen für insgesamt vier Millionen Euro sind laut Verkehrsministerium in diesem Jahr fertiggestellt worden. «Das Land, aber auch Landkreise und Kommunen sind beim Ausbau der Radinfrastruktur nach wie vor zu langsam», betonte Hoffmann. Das passe nicht zur Nachfrage in der Bevölkerung. Die zeige sich laut Hoffmann in hohen Verkaufszahlen der Fahrradläden, in Bürgerinitiativen und den steigenden Mitgliederzahlen des ADFC.
Die Gründe für den stockenden Ausbau sind für Hoffmann offensichtlich: «Es fehlt vor allem an Planerinnen und Planern und leider noch zu oft am Bewusstsein in Politik und Verwaltung. Außerdem brauchen wir die Beschleunigung von Planungsvorgängen.» Finanzielle Mittel stünden auf EU- und Bundesebene ausreichend zur Verfügung. «Das Argument, es gebe kein Geld, lassen wir nicht mehr gelten.»
Laut Ministerium wurden seit 2010 rund 200 Kilometer straßenbegleitender Radwege an Landes- und Bundesstraßen gebaut. Dennoch gebe es einen «erheblichen Nachholbedarf» in ganz Sachsen-Anhalt, gesteht das Ministerium. Bedingt durch das vergleichsweise dichte Straßennetz und die höhere Verkehrsbelastung im Vergleich zu anderen Regionen sei der Bedarf an Radwegen im Landessüden aber besonders hoch.
«Wir brauchen sichere und komfortable Radwege, die nicht einfach im Nirgendwo enden oder beginnen», so der ADFC-Landeschef. Vor allem der Ausbau der Koordinationsstelle für Radverkehr im Ministerium für Infrastruktur und die Umsetzung der aktuellen Gesetzeslage der neuen Straßenverkehrsordnung müssten vorangetrieben werden. Der Politik und Verwaltung müsse klar werden, dass «nicht länger die Flüssigkeit des motorisierten Verkehrs das Primat hat, sondern die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.» Es fehle ein richtiges Netz für den Radverkehr. Das schließe auch Radschnellwege mit ein.
Um ein solches Netz will sich das Land gezielt mit den Kommunen bemühen. 2020 sei ein Konzept entwickelt worden, das im Sinne der Radfahrer «optimal vernetzte, durchgängige Wegeverbindungen» im Blick hat, erklärte das Ministerium. Daran solle sich der Radwegeausbau orientieren. Der Fokus liege damit nicht mehr ausschließlich auf der Umsetzung straßenbegleitender Radwege. Auch bereits vorhandene Wege sollen unter anderem einbezogen werden. Bisher arbeite man aber noch an einer Strategie für die Umsetzung, so das Ministerium.