«Die Unternehmen in Sachsen werden den Wettlauf um Fachkräfte nicht mit warmen Worten und Niedriglöhnen gewinnen», betonte Schlimbach. «Wir werden gemeinsam dafür kämpfen, dass Tarifverträge und Mitbestimmung auch in Sachsen zur Normalität werden.» Dabei nahm er auch die Landespolitik in die Pflicht. Sie müsse noch dieses Jahr ein modernes Vergabegesetz schaffen, sodass öffentliche Aufträge nur noch an Betriebe mit Tarifvertrag gehen dürfen. «Viel zu lange wurden von Land und Kommunen Aufträge an Unternehmen mit Billiglöhnen vergeben», monierte Schlimbach. «Damit muss jetzt Schluss sein.»
An der Konferenz beteiligten sich den Angaben nach rund 100 Delegierte der acht DGB-Mitgliedsgewerkschaften, die zusammen rund 257 000 Mitglieder im Freistaat haben. Dazu gehören etwa die IG Metall, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die IG Bergbau, Chemie, Energie. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Delegierten digital zugeschaltet. Neben dem Vorsitzenden wurde am Samstag auch die Stellvertreterin neu gewählt. Amtsinhaberin Anne Neuendorf trat nicht wieder an, ihre Nachfolgerin wurde mit 93 Prozent der Stimmen die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe.
Sachsens SPD-Chefs gratulierten Schlimbach und Kolbe und sicherten beiden Unterstützung zu. Die SPD arbeite traditionell eng mit den Gewerkschaften zusammen, erklärten Kathrin Michel und Henning Homann. «In keinem Bundesland ist der Niedriglohnsektor so groß und die Tarifbindung so niedrig. Gewerkschaften und Sozialdemokratie haben hier einen klaren Auftrag.» Die zum 1. Oktober geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro sei ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgen müssten.