Das Land hatte am Montag in einem Erlass an die Kommunen überraschend eine Untergrenze von vier Wochen für die Auffrischungsimpfungen eingeführt. Dies sei nicht als Empfehlung zu verstehen, betonte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Tag danach. Wer allerdings frühestens vier Wochen nach der Zweitimpfung zum Boostern komme, werde auch nicht weggeschickt.
Immunologen kritisierten die neue Weisung. Vier Wochen nach der Zweitimpfung seien bestimmte immunologische Prozesse noch nicht abgeschlossen. Der Booster wirke dann viel schlechter. Auch Kutschaty sagte, er halte die neue Möglichkeit «für falsch». Es sei nicht angebracht, sich nach vier Wochen boostern zu lassen - wenn es nicht medizinisch notwendig sei. Empfohlen ist eine solch frühe Auffrischung von der Ständigen Impfkommission (Stiko) unter anderem für Menschen mit schwachem Immunsystem.
Grünen-Fraktionschefin Josefine Paul sagte am Mittwoch, bei dem Vorstoß zu den Booster-Impfungen habe die Regierung nur «einen schnellen PR-Coup» erzeugen wollen: «Dieses verzweifelt anmutende Manöver der Landesregierung soll darüber hinwegtäuschen, dass NRW bei der Impfkampagne schon viel Zeit verloren hat – aufgrund des schlechten und nicht vorausschauenden Corona-Managements der Landesregierung.» Das schneller mögliche Boostern sei aus medizinischer Sicht ein höchst fragwürdiger Schritt.