Die letzten gotischen Buntglasfenster sind eingesetzt, Glasmaler-Meister Willi Etzel wirft einen prüfenden Blick auf die Arbeiten in der Gerichtslaube des Lüneburger Rathauses. «Ich weiß, wie wertvoll das ist und habe wahnsinnige Hochachtung vor den Malereien», sagt der 66 Jahre alte Fachmann von der Firma Oidtmann in Linnich bei Aachen, der ältesten Glasmalerei Deutschlands. Schon als Lehrling war er Anfang der 70er Jahre dabei, als die Scheiben doppelt verglast wurden. Sein Know-How hat er in jungen Jahren auf Wanderschaft erweitert, als er unter anderem in Paris an der Universität Sorbonne und in Kunst-Ateliers arbeitete.
Die Fenster der Gerichtslaube sind zum Schutz vor Witterungsschwankungen und Steinwürfen mit Sicherheitsglas verstärkt worden. Aus Mitteln des Bundesprogrammes Nationale Projekte des Städtebaus wurde die Sanierung des Gerichtslaubenflügels aus dem 14. Jahrhundert mit 1,446 Millionen Euro gefördert, insgesamt lagen die Sanierungskosten bei zwei Millionen Euro. Auch das Dachtragwerk und die Gewölbe sind in ihrer Statik verstärkt. «Früher hat hier das hohe Gericht getagt, wir nutzen den Raum inzwischen nicht mehr für Veranstaltungen», sagt Maja Lucht, Fachbereichsleiterin Gebäudewirtschaft der Hansestadt.
Beheizt ist die Gerichtslaube als einer der ältesten erhaltenen Räume des Rathauses nicht - dadurch sind die Decken- und Wandmalereien besonders gut erhalten. Im Mittelalter gab es an den Sitzplätzen kleine runde Heizlöcher im Boden, aus denen etwas Wärme nach oben strömte.
Seit 2006 gibt es einen Masterplan als Leitfaden zur Sanierung der wertvollen Bausubstanz des Rathauses. Im nächsten Jahr ist der Fürstensaal als einer der größten säulenfreien Säle seiner Zeit dran. Das Dach ist undicht. Die gefährdete Decke ist am Dachstuhl aufgehängt, was die säulenfreie Konstruktion ermöglicht. Die in der Fassung von 1606 erhaltene Deckenmalerei über dem Fürstensaal zeigt Porträts römischer Kaiser und Könige.