Am größten Brandenburger Krankenhaus werden von kommender Woche an wegen der wachsenden Zahl von Covid-Patienten keine planbaren Operationen mehr durchgeführt. Alle nicht lebensnotwendigen Eingriffe würden verschoben, teilte am Freitag das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus mit. Die Lage sei dramatisch. «Wir wissen, dass es für jeden Patienten, der auf eine OP warten muss, eine Belastung ist. Dennoch sehen wir uns zu diesem drastischen Einschnitt gezwungen», sagte Geschäftsführer Götz Brodermann.
Nur so könne Personal so eingesetzt werden, dass die Behandlung von Covid-Erkrankungen, aber auch von anderen schwerkranken Patienten, aufrechterhalten werden könne, erklärte der Geschäftsführer. Die Zahl der Covid-Fälle steigt in dem Klinikum seit Wochen. Die Stadt Cottbus (1230) und die südlichen Landkreise Oberspreewald-Lausitz (1211), Elbe-Elster (1201) und Spree-Neiße (1082) blieben auch am Freitag mit Inzidenzen über 1000 weiter Schwerpunkt bei den Corona-Infektionen. Mehrere schwerstkranke Patienten mussten bereits innerhalb der Lausitz in andere Krankenhäuser verlegt werden. Drei Erkrankte wurden am Donnerstag nach Nordrhein-Westfahlen verlegt.
Das Cottbuser Klinikum erweitert nach eigenen Angaben die Kapazitäten auf der Corona-Intensivstation auf 24 Betten. Zudem wurde eine weitere Station für Corona-Erkrankte eröffnet. Derzeit werden 55 Covid-Patienten behandelt, davon liegen 18 auf der Intensivstation. Die Versorgung von Krebspatienten ist nach Angaben des Krankenhauses weiterhin sichergestellt, die Notfallversorgung in der Region sei gewährleistet. In der Geburtsklinik gebe es keine Einschränkungen.
Im Potsdamer Bergmann-Klinikum müssen nach den Angaben einer Sprecherin bislang 15 bis 20 Prozent der planbaren Operationen verschoben werden. Sämtliche Notfall-Operationen, Eingriffe bei onkologischen Krankheitsbildern sowie bei Patienten mit einem hohen Risiko der Verschlechterung des Krankheitsbildes würden aber weiterhin ohne Einschränkung durchgeführt.
Unterdessen nehmen die Impfungen zum Schutz gegen das Coronavirus in Brandenburg weiter Fahrt auf. In den vergangenen sieben Tagen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Freitag 179.181 Impfungen verabreicht. Die Landesregierung will rund 160.000 Impfungen pro Woche mit Ärzten und mobilen Angeboten in Kommunen schaffen. Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) rief zu Auffrischungsimpfungen auf.
«Die Omikron-Variante des Coronavirus ist bei uns angekommen. Die bisherigen Daten lassen befürchten, dass Omikron noch ansteckender ist als die vorherrschende Delta-Variante. Nach allem, was wir bisher über diese neue Mutante wissen, ist eine Booster-Impfung notwendig, um sich noch effektiv zu schützen», sagte Nonnemacher in Potsdam. Dort wurde am Freitag von der Stadt eine überregionale Impfstelle in der Metropolishalle eröffnet.
Alle ab 18 Jahren könnten die Covid-19-Auffrischimpfung erhalten, betonte die Ministerin. Ganz besonders rufe sie Ältere, Pflegebedürftige und Menschen mit Vorerkrankungen auf, sich jetzt zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen. «Die Booster-Impfung ist neben Kontaktreduzierung das wichtigste Instrument im Kampf gegen die Pandemie.»
Von Montag an werden aber im Land womöglich keine Kinder geimpft. Am Wochenende solle nun der Großhandel zunächst beliefert werden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Ab Montag bis spätestens Mittwoch gingen die Impfstoffe dann an die Praxen.
Leider sei die Impfstoffmenge zunächst streng kontingentiert, man wisse nicht, was in der kommenden Woche wirklich ankomme, sagte Detlef Reichel, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinderärzte/Jugendmedizin. «Bitte haben Sie daher Verständnis, dass es jetzt nur sehr begrenzt offene Impfangebote in den Kinderarztpraxen geben wird», betonte er.
Die gemeldeten Ansteckungen mit dem Coronavirus innerhalb eines Tages haben am Freitag in Brandenburg einen neuen Höchststand erreicht. 5033 Fälle kamen am Freitag hinzu nach 2636 am Vortag, wie das Gesundheitsministerium in Potsdam mitteilte. Hintergrund für den drastischen Anstieg waren Nachmeldungen der Gesundheitsämter der südlichen Kreise Elbe-Elster, Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz.