Die Jahreshauptversammlung Ende November war am Streitthema Katar in einer heftigen Kontroverse zwischen der Bayern-Führung und einem Teil der Fans und Mitglieder eskaliert. Ein Mitgliedsantrag, über die Partnerschaft für die Zukunft abstimmen zu wollen, wurde von der Vereinsführung nicht zugelassen. Hoeneß sprach im Anschluss von der «schlimmsten Veranstaltung», die er beim FC Bayern je erlebt habe.
Der 69-Jährige war am Ende der Versammlung ans Rednerpult gegangen, verließ es aber dann wieder wortlos. «Ich bin froh, dass das Mikro keinen Saft mehr hatte», klärte er jetzt auf. Er hätte Präsident Herbert Hainer und Vorstandschef Oliver Kahn zur Seite stehen wollen.
«Ich hätte den Leuten sagen wollen, dass es berechtigt ist, dass man Dinge kritisch sieht. Aber auch sie sind Teil des FC Bayern. Und das Bild, das der FC Bayern an diesem Abend abgegeben hat, kann niemandem von uns gefallen haben. Wie ich mich kenne, wären meine Worte emotional aus mir herausgekommen – und auch wenn ich es im Sinne des FC Bayern gut gemeint hätte, wäre es in diesem Ambiente vermutlich kontraproduktiv gewesen», sagte Hoeneß rückblickend. Er kam also für sich zu dem Schluss: «Nein, das passt jetzt nicht.»
Die Katar-Problematik sieht Hoeneß als «ein ganz elementares Thema auch für die Zukunft des Vereins». Dieser brauche die lukrativen Sponsoreneinnahmen, um weiter mit Clubs konkurrieren zu können, in die «von Investoren und Staatsfonds Geld ohne Ende gepumpt» werde. «Irgendwann könnte der Punkt kommen, an dem unsere Fans - und übrigens auch die Medien – akzeptieren müssten, dass die deutschen Fußballmannschaften international keine Rolle mehr spielen.»
Hoeneß wirbt beim Umgang mit Staaten wie dem WM-Gastgeberland Katar für die Devise «Veränderung durch Annäherung». Die Menschenrechte würden dort nur besser geachtet, «wenn man im Dialog immer wieder auf die Missstände hinweist. Nur das führt dazu, dass sich die Dinge verbessern. Meine Überzeugung ist, man muss dort präsent sein.»