UN: Folter von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten

Elektroschocks, sexuelle Misshandlung, Erniedrigung: Im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verstoßen beide Seiten gegen das Gebot der humanen Behandlung von Kriegsgefangenen.
Zerstörte russische Panzer in der Nähe des kürzlich zurückeroberten Dorfes Kamjanka zu sehen. © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Im russischen Krieg gegen die Ukraine sind Kriegsgefangene nach Erkenntnissen von UN-Menschenrechtsexperten auf russischer und auf ukrainischer Seite misshandelt und gefoltert worden. Das berichtete die Leiterin der UN-Menschenrechtsdelegation in der Ukraine, Matilda Bogner, aus Kiew zugeschaltet in Genf.

Bogner gab Berichte der Gefangenen wieder, die die Misshandlungen und Folter detailliert schilderten. «Das Verbot von Folter und Misshandlung ist absolut, selbst - oder besser besonders - in Zeiten bewaffneter Konflikte», sagte Bogner.

Ein ukrainischer Gefangener, der von mit Russland verbündeten Konfliktparteien festgehalten wurde, habe berichtet, er sei mit Elektroschocks an Nase und Genitalien gefoltert worden. Auf der anderen Seite habe es glaubhafte Berichte über die Tötung von Menschen gegeben, die zu der Zeit nicht in Kampfhandlungen waren, ebenso wie Misshandlungen bei der Gefangennahme und dem Transport.

IKRK wacht über Einhaltung der Genfer Konventionen

Wie viele Kriegsgefangene beide Seiten genommen haben, wusste Bogner nicht. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich seit Monaten um ungehinderten Zugang zu den Menschen. Das IKRK soll über die Einhaltung Genfer Konventionen wachen, die unter anderem die humane Behandlung von Kriegsgefangenen vorschreiben.

Bogner sagte, nur die ukrainische Seite habe den Expertinnen und Experten Zugang zu gefangenen Soldaten gewährt. Mit ukrainischen Gefangenen hätten die Experten nach ihrer Freilassung aus russischem Gewahrsam gesprochen. Die Delegation hat in den vergangenen Monaten 159 Kriegsgefangene gesprochen, die von Russland oder verbündeten Konfliktparteien festgehalten wurden, darunter 20 Frauen. In ukrainischer Gefangenschaft wurden 175 Männer gesprochen.

Misshandelt und von Hunden attackiert

Viele Ukrainer berichteten, dass sie bei der Festnahme geschlagen wurden. Sie seien in Lastwagen gepfercht und teils mehr als einen Tag ohne Wasser oder Zugang zu Toiletten transportiert worden. Einige sagten, sie seien in Lagern geschlagen, bedroht, eingeschüchtert, erniedrigt, sexuell misshandelt oder von Hunden attackiert worden. Dies sei vor allem in Gefangenenlagern in Russland passiert, sagte Bogner. In einem Lager sollen im April acht Menschen gestorben sein. Einige Frauen berichteten von Stromschlägen und Schlägen oder wurden gezwungen, nackt von Raum zu Raum zu laufen.

Russen wurden in ukrainischer Gefangenschaft nach eigenen Angaben geschlagen und mit Elektroschocks gefoltert. Viele sagten, sie seien teils nackt auf Lastwagen transportiert worden, mit ihren Händen hinter dem Rücken gefesselt. Die Misshandlungen passierten nach Angaben von Bogner vor allem bei der Festnahme und im Transport. In Gefangenenlagern seien die Menschen angemessen behandelt worden.

© dpa
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