Pence startet Wahlkampf mit verbalem Angriff auf Trump

Mike Pence will US-Präsident werden und fordert seinen früheren Chef Donald Trump heraus. Mit einem Video macht er nun seine Bewerbung publik - und hält eine Wahlkampfrede, die es in sich hat.
Mike Pence
Mike Pence, republikanischer Präsidentschaftskandidat und ehemaliger Vizepräsident der USA. © Charlie Neibergall/AP/dpa

Zum Auftakt seines Präsidentschaftswahlkampfes hat der frühere US-Vizepräsident Mike Pence seinen stärksten parteiinternen Konkurrenten und ehemaligen Chef Donald Trump verbal attackiert. Mit Blick auf den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 warf er Trump vor, ihn und seine Familie mit seinen Worten in Gefahr gebracht zu haben.

Weiter sagte er: «Das amerikanische Volk verdient es zu wissen, dass Präsident Trump an diesem schicksalhaften Tag auch von mir verlangte, zwischen ihm und der Verfassung zu entscheiden», sagte Pence. Nun würden die Wählerinnen und Wähler wieder vor die gleiche Entscheidung gestellt.

Pence hatte gestern mit einem Video seine Bewerbung öffentlich gemacht, nachdem er bereits am Montag seine Bewerbungsunterlagen bei der Wahlkommission eingereicht hatte. Auch Trump tritt nach seiner Niederlage 2020 wieder an. Von 2017 bis 2021 war Pence Trumps Stellvertreter im Weißen Haus. Die Präsidentenwahl steht am 5. November 2024 an. Wer am Ende der offizielle Kandidat wird, entscheidet eine parteiinterne Vorwahl. Pence und Trump haben ein schwieriges Verhältnis und eine durchwachsene gemeinsame Vergangenheit.

Der Kapitol-Sturm und der Vize-Präsident

«Jeder, der sich selbst über die Verfassung stellt, sollte niemals Präsident der Vereinigten Staaten sein», sagte Pence mit Blick auf den Sturm auf das US-Kapitol weiter. Und auch jeder, der jemand anderen darum bitte, ihn über die Verfassung zu stellen, sollte nie wieder Präsident werden.

Trump-Anhänger erstürmten am 6. Januar 2021 den Kongresssitz, während dort unter Vorsitz von Pence der Sieg des Demokraten Biden bestätigt werden sollte. Trump hatte in den Tagen davor behauptet, dass Pence Wahlergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten einfach ablehnen könnte, was Rechtsexperten und auch der Vizepräsident für unrechtmäßig hielten.

Während des Kapitol-Sturms twitterte Trump, Pence habe «nicht den Mut gehabt, das zu tun, was getan werden sollte». Aus dem Mob kamen Rufe wie «Hängt Pence». Nach dem Ende der Attacke schloss der Kongress unter Pence' Vorsitz die Bestätigung von Bidens Sieg ab. Pence bezeichnete Trumps damalige Äußerungen und auch sein Verhalten später als gefährlich.

Joe Biden im Visier

In dem von Pence veröffentlichten Bewerbungsvideo sind zwar etliche Szenen aus Pence' Zeit als Vize zu sehen, Trump aber spart er bewusst aus. Stattdessen nimmt er, wie auch seiner Rede kurze Zeit später, US-Präsident Joe Biden und dessen Demokraten ins Visier. «Unser Land steckt heute in großen Schwierigkeiten. Präsident Joe Biden und die radikale Linke haben Amerika im Inland wie im Ausland geschwächt», sagt Pence.

Gott aber habe mit Amerika noch nicht abgeschlossen. Gemeinsam könne man das Land zu alter Stärke zurückbringen. «Die besten Tage für die großartigste Nation der Welt stehen noch bevor», sagt er.

Thema auch die Ukraine

Am Abend stellte sich Pence, der gestern auch seinen 64. Geburtstag feierte, noch bei einer Bürgerfragestunde des Fernsehsenders CNN in Iowa den Fragen von Wählerinnen und Wählern. Darin äußerte er sich auch zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er würde die Ukraine als Präsident der Vereinigten Staaten eigenen Worten zufolge weiterhin militärisch gegen Russland unterstützen. «Wir müssen den Menschen in der Ukraine die Fähigkeit geben, zu kämpfen», so Pence.

In diesem Kontext teilte er auch erneut gegen Trump aus. Dieser habe Kremlchef Wladimir Putin bei dessen Einmarsch ein «Genie» genannt. «Ich kenne den Unterschied zwischen einem Genie und einem Kriegsverbrecher und ich weiß, wer im Krieg in der Ukraine gewinnen muss - und es sind die Menschen, die für ihre Freiheit und für die Wiederherstellung ihrer nationalen Souveränität in der Ukraine kämpfen», sagte Pence.

Pence: ein klassischer Konservativer

Mit seiner Ankündigung erweitert Pence das Feld der republikanischen Aspiranten weiter. Die prominentesten darunter, neben Trump, sind der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Bei den Demokraten ist weniger Bewegung zu erwarten. Präsident Biden tritt zur Wiederwahl an, und als Amtsinhaber dürfte er aus den eigenen Reihen kaum ernstzunehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen.

Pence versteht sich als klassischer Konservativer, der die Republikanische Partei zu ihren Wurzeln zurückbringen will. Er ist tiefgläubig, spricht gerne und viel über Religion, pflegt das Image des braven Staatsdieners. Für Trump deckte der evangelikale Christ damals diese wichtige Wählergruppe ab. Pence unterstützt auch ein landesweites Abtreibungsverbot, was vielen Konservativen, gerade am äußeren Rand, sehr wichtig ist. «Andere Zeiten erfordern eine andere Führung», betont Pence in seinem Video.

Bei den Republikanern führt Trump das Bewerberfeld in Umfragen an. Pence liegt derzeit weit zurück. Durch seine Amtszeit als Vizepräsident hat er zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, allerdings hat er mit schlechten Beliebtheitswerten zu kämpfen. Jahrelang trat Pence als treu ergebener Weggefährte Trumps auf. Weit mehr noch als andere Vizepräsidenten vor ihm war er darauf erpicht, seinen Chef ständig zu loben und auf eine Art Podest zu heben. Doch spätestens in den Wirren nach der Präsidentschaftswahl 2020 wurde das Verhältnis der beiden nachhaltig beschädigt.

© dpa
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