Was vor der Aufnahme eines Kredites geprüft werden sollte
Aufgrund der aktuell historisch niedrigen Zinsen ist die Werbung voll von Angeboten. Doch für Konsum, Urlaube oder den kleinen Luxus zwischendurch sollte man idealerweise keine Kredite aufnehmen. Wer hingegen in Wohneigentum oder ein Wohnmobil investieren und langfristig von dieser Anschaffung profitieren will, der kann von den momentan niedrigen Zinsen stark profitieren.
Bevor ein Kredit aufgenommen wird, sollten die Einnahmen und vor allem die Ausgaben überprüfen. In vielen Haushalten lassen sich monatlich schnell ein paar Euro sparen, indem Mitgliedschaften im Fitnesscenter gekündigt werden und etwas bewusster eingekauft wird.
Auch wenn Banken und Online-Portale vielfach Kredite in praktisch unbegrenzter Höhe anbieten, droht schnell die Überschuldungsfalle. Wer beispielsweise 2.000 Euro im Monat verdient, ist für Banken, Autohäuser und Möbelgeschäfte zunächst einmal ein guter Kunde. Nun wollen aber von diesem Einkommen monatlich die Miete, diverse Versicherungen, die Rate für das Auto, Telefon- und Internetkosten sowie die Energiekosten gedeckt werden.
Gesellen sich dazu dann noch viele kleine, monatliche Raten, die einzeln betrachtet noch wunderbar ins Budget passen, kann eine heimliche Überschuldung eintreten. Die Rate für die Einbauküche oder die Sofalandschaft, eine Nachzahlung der Stadtwerke und plötzliche Reparaturkosten lassen das verfügbare Budget nach und nach schmelzen.
Besser wäre es, jeden Monat einen Teil des frei verfügbaren Einkommens zu sparen und auf einem Tagesgeldkonto zu momentan niedrigen Zinsen zu parken. Landen dort zum Beispiel monatlich 50 Euro, sind in einem halben Jahr bereits 300 Euro angespart. Jeden Monat steigt dieser Betrag, mit dem dann irgendwann eine Reparatur bequem bezahlt werden kann.
Vielfach ist es sinnvoll, die Summe der kleinen Konsumkredite bei unterschiedlichen Anbietern in einem Kredit zu besseren Konditionen zu bündeln. Auch die Finanzierungen von Möbel- und Autohäusern sollten nicht direkt im Geschäft angenommen werden. Besser ist eine Prüfung der Konditionen eines Kredits über den notwendigen Betrag bei Vergleichsportalen.
Der Ablauf einer Kreditaufnahme
Bevor eine neue Kreditanfrage bei den Anbietern in Vergleichsportalen oder bei der Hausbank gestartet wird, sollten sich Konsumenten eine Schufa-Auskunft besorgen. Denn ohne ein ordentliches Ranking bei der Schufa gibt es entweder schlechte Konditionen oder aber überhaupt keinen Kredit. Jede erneute Anfrage und Ablehnung verschlechtert den Score dann weiterhin.
Auch beim Einholen einer Schufa-Auskunft sind ein paar Details zu beachten. Informationen über das Rating der Schufa und die Einholung einer Auskunft findet man auf vielen Internetseiten.
Im nächsten Schritt sollten Interessenten mit dem Wissen über die eigene Kreditwürdigkeit bei einem Kreditvergleichsportal unterschiedliche Angebote einholen. Hier müssen meist nur der gewünschte Kreditbetrag, die Laufzeit sowie der Verwendungszweck angegeben werden. Tipp: Durch kleine Veränderungen bei der Laufzeit kann man schnell erkennen, dass kurze Laufzeiten die Konditionen verbessern. Wird ein Kredit zur freien Verwendung gesucht, steht dahinter für den Kreditgeber kein reeller Wert. Bei der Finanzierung von Immobilien hingegen steht dem Kredit ein echter Wert gegenüber, der bei Zahlungsausfall wieder in Geld verwandelt werden kann.
Die Angebote von Händlern und Verkaufshäusern sowie Online-Portalen sollten zum Schluss mit der Finanzierung bei der Hausbank verglichen werden. Ein guter Bankberater weist Kunden im Zweifelsfall als einziger Ansprechpartner auch einmal darauf hin, dass eine Überschuldung droht.
Sparen oder Schulden machen – wie sich die Zinspolitik auf beide Seiten auswirkt
Betriebswirte und Banker wissen seit einiger Zeit, dass durch die Niedrigzinsen oft ein Kredit die günstigere Lösung zur Finanzierung durch eigenes Kapital ist. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Wer über Kapital verfügt, erhält dafür bei festverzinslichen Anlagen kaum noch Zinsen oder muss vielfach sogar bei der Bank „Verwahrentgelte“, also Strafzinsen bezahlen.
Dennoch sollten Privatpersonen mit einem „normalen“ Einkommen nicht aufgrund dieser Kapitalmarkts-Kapriolen in die Schuldenfalle tappen. Eine seriöse Aufstellung der eigenen finanziellen Situation beinhaltet folgende Punkte und Handlungsansätze:
• Welche Einkünfte werden monatlich erzielt?
• Lassen sich die Einkünfte durch Gehaltsverhandlungen oder einen Jobwechsel verbessern?
• Aufstellung aller Kosten im Detail.
• Aufteilung der Kosten in fixe Kosten und variable Kosten.
• An fixen Kosten wie Miete, Energie und Versicherungen lässt sich kurzfristig nichts ändern.
• Dauerhaft können fixe Kosten durch einen Wohnungswechsel oder einen Versicherungscheck reduziert werden.
• Variable Kosten für Lebensmittel, Kleidung und Unterhaltung sollten lückenlos dokumentiert werden.
• Bei den variablen Kosten lässt sich recht schnell durch eigene Entscheidungen Geld sparen. Budgets für Freizeit und Konsum festlegen und einhalten.
• Kostenfresser entdecken und stoppen: Smartphone-Apps, Streaming-Dienste oder die Mitgliedschaft in Vereinen und Sportstudios – was wird wirklich noch genutzt?
• Im Idealfall ergibt sich eine positive Differenz zwischen dem monatlichen Einkommen und den monatlichen Ausgaben. Dieser Betrag sollte angespart werden.
Kommt beim Kassensturz heraus, dass praktisch monatlich ein kleines Minus eingefahren wird, sollte ein Gespräch mit der Hausbank erfolgen. Auch ein Termin bei einer kostenlosen Schuldnerberatung kann frühzeitig davor schützen, in die Überschuldungsfalle zu tappen.
Ehe ein Kredit aufgenommen wird, sollten die Finanzen einem Kassensturz unterzogen werden. Denn durch eine Reduktion überflüssiger Ausgaben kann aus eigenen Mitteln schnell ein ordentlicher Betrag ganz ohne Zinsen zur Verfügung stehen. © Unsplash.com / Michael Longmire CC0 Public Domain